Bericht: EU-Kommission könnte Microsofts Lizenzeinnahmen stark beschneiden

Der technische Berater für das Kartellverfahren gegen Microsoft tritt dafür ein, die für Schnittstellen-Informationen geforderten Lizenzgebühren erheblich zu kürzen.

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Der Softwarekonzern Microsoft soll möglicherweise für die technischen Dokumentationen, die er Konkurrenten im Rahmen des Work Group Server Protocol Program (WSPP) lizenzieren muss, nur eine geringe oder keine Entschädigung erhalten. Das geht laut Financial Times aus vertraulichen Unterlagen hervor, die der Zeitung nach eigenen Angaben vorliegen.

Die Brüsseler Wettbewerbshüter hatten am 1. März ein neues Verfahren gegen Microsoft wegen überhöhter Lizenzgebühren für Schnittstellen-Informationen eröffnet. Die Preisgabe dieser Informationen ist eine der Strafen und Auflagen, die die EU-Kommission vor drei Jahren verhängt hat. Mit Hilfe der technischen Dokumente sollen Konkurrenten mit Windows harmonierende Serversoftware entwickeln können.

Die Financial Times schreibt, Microsoft verlange bis zu 5,95 Prozent des Server-Umsatzes der lizenzierenden Unternehmen. Berechnungen des technischen Aufsehers zur Einhaltung der kartellrechtlichen Auflagen Neil Barrett hätten ergeben, dass Microsoft-Konkurrenten ihre darauf beruhenden Entwicklungskosten nach sieben Jahren wieder hereingeholt hätten. Seiner Ansicht nach seien für die Lizenzen höchstens 1 Prozent berechtigt, 0 Prozent seien besser. Zu einem ähnlichen Ergebnis seien auch die Unternehmen IBM, Sun und Oracle in eigenen Analysen gekommen.

Ein Microsoft-Sprecher hat laut dem Bericht betont, sein Unternehmen erfülle die im März 2004 erteilten Auflagen. Es werde bis zum 23. April der EU-Kommission die geforderte Stellungnahme zu den Vorwürfen äußern. Die EU-Kommission hatte die Antwortfrist Ende März verlängert.

Zum EU-Kartellverfahren gegen Microsoft und zu Konflikten um Windows Vista siehe auch: