Microsoft angeblich an Übernahme von Facebook interessiert

Bill Gates ist aber, offensichtlich anders als Microsoft-Chef Steve Ballmer, der Ansicht, Microsoft solle nach der geplatzten Yahoo-Übernahme eine "eigenständige Strategie" ohne weitere Firmenübernahmen verfolgen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der US-Softwarekonzern Microsoft interessiert sich einem Zeitungsbericht zufolge für eine Übernahme der Online-Community-Plattform Facebook. Microsoft habe über seine Banken bei Facebook wegen eines Kaufs vorgefühlt, berichtete das Wall Street Journal . Der Konzern ist bereits mit 1,6 Prozent an dem Internet-Unternehmen beteiligt. Derzeit gebe es aber keine Verhandlungen, hieß es weiter. Auch sei unklar, ob Facebook zu einer Übernahme durch Microsoft überhaupt bereit wäre. Der 23-jährige Chef und Firmengründer Mark Zuckerberg hatte die Idee eines Verkaufs bisher stets generell zurückgewiesen.

Allerdings ist auch Microsoft gehörig unter Druck: Nachdem Steve Ballmer wegen seiner Ansicht nach zu hoher Forderungen von Yahoo für eine Übernahme des Internet-Konzerns den Yahoo-Kauf platzen ließ, steht zwar Yahoo-Chef und -Gründer Jerry Yang als Verlierer da. Aber nicht nur Yang muss sich mit verärgerten Aktionären auseinandersetzen, die ihm vorwerfen, bei dem zumindest für die Yahoo-Anteilseigner vorteilhaften Deal zu hoch gepokert zu haben. Auch Ballmer muss sich überlegen, wie er nun seine schon während der Verhandlungen mit Yahoo geäußerte Zuversicht, im Internet gegen Google auch alleine reüssieren zu können, in die Tat umsetzen will. Mit dem Aufkauf von Social-Networking-Sites – und Facebook ist derzeit eine der bestimmenden Firmen in diesem Geschäft – würde Microsoft zumindest eine der Lücken in den eigenen Online-Vorhaben mit MSN und Windows Live schließen. Neben Facebook dürften dabei vor allem kleinere Firmen im Visier des Konzerns sein.

Wie das weitere Vorgehen von Microsoft aussehen wird, darüber gibt es aber anscheinend auch unter den Konzern-Oberen noch unterschiedliche Ansichten. Während Ballmer bereits angedeutet hatte, mit kleineren Übernahmen den eigenen Online-Bereich ausbauen zu wollen, scheint der scheidende Microsoft-Übervater Bill Gates eine andere Vorgehensweise zu präferieren: Er betonte gerade erst, das Unternehmen konzentriere sich auf eine "eigenständige Strategie". Microsoft beabsichtige derzeit keine weiteren Firmenübernahmen und wolle die eigene Websuche sowie das Online-Anzeigen-Marketing selbst ausbauen, erklärte Gates.

Eine Übernahme von Facebook käme Microsoft allerdings auch wegen der eigenen Investition in die Web-2.0-Firma teuer zu stehen: Microsoft hatte im vergangenen Jahr die 1,6-Prozent-Beteiligung an Facebook für 240 Millionen US-Dollar gekauft. Danach hätte Facebook einen Marktwert von rund 15 Milliarden Dollar. Viele Beobachter halten dies bei einer Firma, die zwar beim Social-Networking-Hype eine führende Rolle spielt, aber im vergangenen Jahr gerade einmal 150 Millionen Dollar umsetzte, für eine starke Überbewertung.

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(jk)