Nokia-Beschäftigte demonstrieren Kampfbereitschaft für Erhalt des Bochumer Werks

Als heute 1600 Beschäftigte des Bochumer Nokia-Werks nach ihrer Unterstützung für den Kurs des Betriebsrats gefragt wurden, haben sie stehend applaudiert. Derweil verriet der bisherige Nokianutzer Horst Seehofer seine neue Handymarke.

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Mehr als 1600 Beschäftigte des Bochumer Nokia-Werks haben heute ihre Entschlossenheit zur Fortsetzung des Kampfes für den Erhalt der Handyproduktion demonstriert. Als sie auf einer Betriebsversammlung nach ihrer Unterstützung für den Kurs des Betriebsrats gefragt worden seien, hätten die Mitarbeiter stehend applaudiert, sagte laut dpa Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach nach der nicht öffentlichen Veranstaltung. Die Strategie der Arbeitnehmervertreter, nicht über Sozialpläne zu verhandeln und das Aus für die Handyproduktion noch nicht hinzunehmen, sei somit klar unterstützt worden. Konkrete Maßnahmen wie Arbeitsniederlegungen wurden nicht beschlossen.

Zudem soll ein Fragenkatalog des Betriebsrats nach Finnland geschickt werden. "Wir wollen Aufklärung über die Kostenberechnungen", sagte Achenbach. Es sei nicht klar, wie die Produktionskosten für Bochum zustande kämen. Der Betriebsrat wirft der Unternehmensführung vor, die Personalkosten falsch zu berechnen. Neben der Produktion müssten auch Entwicklungs- und Serviceabteilungen berücksichtigt werden.

In der Versammlung wurden nach Angaben Achenbachs und der IG Metall-Bevollmächtigten Ulrike Kleinebrahm keine Arbeitsniederlegungen geplant. Dafür werde es Solidaritätsaktionen geben. Am Montagabend wird der SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck zu einem "Solidaritätsparteitag" des SPD-Unterbezirks in Bochum erwartet. Am 10. Februar soll eine Menschenkette um das Werk im Norden Bochums gebildet werden.

Derweil hat EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat den Bochumer Nokia-Mitarbeitern die Unterstützung der Europäischen Union zugesichert. "Ich verstehe die Sorgen der Beschäftigten, versichere ihnen unsere Solidarität. Wo es erforderlich ist, helfen wir, zum Beispiel bei Umschulungen", sagte Barroso dem Boulevardblatt Bild am Sonntag. "In den nächsten sieben Jahren erhält Deutschland über neun Milliarden Euro aus unserem Sozialfonds. Außerdem haben wir den sogenannten Globalisierungsanpassungsfonds geschaffen. Die deutschen Behörden werden, wenn nötig, Hilfen beantragen." Barroso betonte, die Verlagerung des Nokia-Werks nach Rumänien werde nicht mit Geld aus Brüssel gefördert.

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, der bisher ein Nokia-Mobiltelefon verwendet hatte und darauf nun aus Protest gegen die geplante Werksschließung verzichtet, verriet dem Magazin Focus die Marke seines neuen Geräts: "Ich habe jetzt ein Handy von Sony Ericsson." In seinem Ministerium werde Zug um Zug umgestellt, damit keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Zur geplanten Schließung des Nokia-Werks in Bochum siehe auch: