Seats Plug-in-Hybrid Leon eHybrid im Test: Ein Schrittchen Richtung Zukunft

Seite 2: Eigenheiten, Fahrwerk, Infotainment, Preis

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Hier gibt es auf dem Markt bedeutend schlechtere Lösungen als im Leon, doch neben der ungleich kostspieligeren Assistenz im Mercedes wirkt sie noch etwas hölzern. So ist beispielsweise die Reihenfolge bei der Adresseingabe festgelegt. Hin und wieder muss man auch einen Befehl wiederholen, bis dieser dann verarbeitet wird. Christians ausgesprochenes Anliegen, Autobahnen auf der Route wieder zu erlauben, konterte das System mit: "Ich habe keine Autowerkstatt auf ihrer Route gefunden." Das ist nicht nur hinsichtlich des Verständnisses unfreiwillig komisch, sondern auch in der Auswertung. Denn nur einmal angenommen ich suche eine Autowerkstatt, ist mir egal, ob diese an der aktuellen Route liegt oder einen Kilometer daneben.

Dass auch der Umfang dessen, was sich per Sprache steuern lässt, hier erheblich kleiner als im MBUX ist, erscheint mir verschmerzbar. wichtig sind die Grundfunktionen und eine brauchbare Auswertung. Das Gute ist: All das lässt sich im Fahrzeugbestand verbessern, im Updateportal des Leon ist der Punkt "Sprachbedienung" einzeln aufgeführt.

Hinzu kommen einige Eigenheiten, die zumindest etwas irritieren. Die Wisch-Furchen für Temperatur und Lautstärke sind nicht beleuchtet. Der Testwagen hatte ein höchst wirksame, dreistufige Lenkrad-, aber keine Sitzheizung. Wer eine elektrische Sitzverstellung ordert, hat nun auch eine Speichermöglichkeit der Sitzposition – anders als im Vorgänger. Diese Option ist auch der einzige Weg, im Leon eine vertikale Verstellung der Lordosenstütze zu nutzen. Die Sitze selber finde ich ziemlich gelungen, gar nicht dagegen die in einem Spalt versenkten Isofix-Haken zur Befestigung von Kindersitzen. Das war im bisherigen Leon wirklich sehr viel besser gelöst.

Ein schlüsselloses Zugangssystem ist bequem, doch wer vor der Fahrt gern etwas auf der Rückbank ablegen möchte, muss im Leon erst den vorderen Türgriff abtasten, weil hinten keine Sensoren verbaut sind. Im Testwagen wurde zudem der Schlüssel nur sporadisch erkannt - man musste diesen also aus der Tasche kramen, um dann dort die Taste zum Öffnen zu drücken. Mich nervt sowas mehr, als wenn die Funktion erst gar nicht eingebaut ist.

Seat Leon eHybrid Innenraum (16 Bilder)

Seat hat das Armaturenbrett von fast allen Tasten befreit. Im Alltag ist das nicht überall eine gute Idee.
(Bild: Florian Pillau)

Spürbar nachgelassen hat auch die oberflächliche Materialgüte. Alles ist etwas einfacher ausgekleidet als zuvor, wenngleich die Verarbeitung im Testwagen tadellos war. Die Leisten am Armaturenbrett verschleiern nicht, dass es Kunststoff in Metalloptik ist, ihre Verlängerung in den Türen wirkt noch etwas schlichter. Wo zuvor optional Alcantara als Sitzbezug diente, ist es nun Mikrofaser. Dieser Rückbau an der Oberfläche ist ein durchaus mutiger Schritt, denn der Leon gehört nicht zu den Preisbrechern seiner Klasse.

Der Testwagen trat in der auch bei den Kunden sehr beliebten "FR"-Ausstattung an. Ein 225/40 R18-Reifen lässt mit seiner geringen Flankenhöhe im Zusammenspiel mit einem serienmäßigen Sportfahrwerk eine äußerst genaue Weiterreichung von Unebenheiten an die Passagiere vermuten beziehungsweise befürchten. In unserem Leon war das aufpreispflichtige, adaptive Fahrwerk drin, das in der Komfort-Einstellung die Spitzen erstaunlich geschickt filtert. Mein Eindruck war, dass dies dem eHybrid noch etwas besser gelingt als dem 1.5 eTSI. In beiden steht die Freude, sie mit Schwung durch Kurven zu scheuchen, fraglos im Vordergrund, woran die präzise Lenkung gehörigen Anteil hat. Volkswagen ist hier ein ausgezeichneter Kompromiss zwischen Filterung und Rückmeldung gelungen.

Seat Leon eHybrid außen (8 Bilder)

Benzin, Diesel und ein bisschen Strom: Der Leon-Käufer hat die Wahl. Ab 2021 kommt womöglich auch noch Erdgas hinzu.
(Bild: Florian Pillau)

Ebenso klar ist jedoch, dass diese Abstimmung keine vorderen Plätze in der Komfortwertung anstrebt. Die Rückmeldung von der Straße ist stets spürbar und so auch beabsichtigt. Wem das nicht behagt, kann mit der Wahl einer anderen Ausstattungslinie und Reifen, die etwas mehr Flankenhöhe bieten, in mehreren Schritten gegensteuern.

Im Testwagen war das große Assistenzpaket eingebaut. Es unterstützt bei Spurhaltung und Verkehrszeichenerkennung. Enthalten ist auch ein Abstandstempomat. Das alles funktioniert zufriedenstellend und ist damit durchaus brauchbar. Anders als im Golf 1.0eTSI (Test) erlebt gab es hier auch keine groben Aussetzer. Nicht ganz einverstanden waren einige Verkehrsteilnehmer mit der Abblendautomatik, das Ausknipsen des Fernlichts ist nicht immer rechtzeitig. Die LED-Scheinwerfer sind serienmäßig, gegen Aufpreis gibt es einen erweiterten Funktionsumfang. Anders als in Golf und Skoda Octavia bietet Volkswagen im Seat Leon kein Matrix-Licht an – schade und auch einigermaßen unverständlich. Gleiches gilt für ein Head-up-Display.

Der Hybridantrieb ist im Leon ab 35.080 Euro zu haben. Davon können die aktuellen Subventionen noch abgezogen werden – insgesamt sind das noch einmal gut 7000 Euro. Damit liegt der eHybrid auf den ersten Blick unter dem 1.5 eTSI. Entscheidend ist jedoch das Angebot vor Ort, und dort könnte der Benziner etwas weniger kosten, denn für ihn sind höhere Rabatte zu erwarten. Die Option, ein paar Kilometer elektrisch fahren zu können, ist allerdings nicht zu verachten. Trotz hohem Stromverbrauch und Lahm-Lader vermittelt sie schließlich einen Vorgeschmack davon, wohin die Entwicklung bei den Antrieben geht.