Bundesregierung: RFID-Chips für Masseneinsatz geeignet

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen meint die Bundesregierung rückblickend auf die Fußball-WM, die Funketiketten hätten den Massentest bestanden.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Bundesregierung hat den Einsatz von RFID-Chips auf den Einlasskarten für die Fußball-WM gerechtfertigt. In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erklärt die Regierung, dass RFID-Chips für den Masseneinsatz auf Großveranstaltungen geeignet seien. Dabei sei es niemals vorgesehen gewesen, eine Identitätskontrolle bei allen Stadionbesuchern durchzuführen, wie vorab berichtet wurde. Das Sicherheitskonzept sei nur von einer "stichprobenartigen" Kontrolle ausgegangen. In Jedem Falle habe jeder Besucher eines Spiels ein "elektronisches Drehkreuz" passieren müssen. Der Zutritt zum Stadion ohne einen RFID-Chip auf der Eintrittskarte sei zu keinem Zeitpunkt möglich gewesen, heißt es in der Antwort der Bundesregierung, die nicht auf die Frage der Grünen-Fraktion zum Schwarzmarkt eingeht, der während der WM florierte.

Nach Schätzungen von Insidern hat der Einsatz der RFID-Tickets bei der WM etwa 20 Millionen Euro gekostet. Der geringste Teil der Kosten lag dabei bei den RFID-Chips selbst, die bei rund 4,5 Millionen ausgedruckten Tickets (hier sind Mehrfachdrucke und Ersatztickets enthalten) mit 10 Cents pro Ticket zu Buche schlugen. Der größte Teil der Kosten liegt in dem Einsatz von RFID-Lesern an den Drehkreuzen in den Stadien, die bisher mit Barcode-Technologie arbeiteten, und der Verbindung aller Lesegeräte mit mit den Datenbankservern vor Ort. Kosten entstanden auch durch Server und Web-Frontends, mit denen die Personalisierung der Tickets gesichert werden sollte. Als neuralgischer Punkt im Sicherheitskonzept entpuppten sich offenbar die VIP-Tickets. Auf den RFID-Chips dieser Tickets standen neben den Angaben zum Spiel und zum Sitzplatz keinerlei persönliche Angaben, sondern nur der Name des ausgebenden Sponsors. Die verworrenen Planungen rund um die RFID-Chips sollen nach Angaben von Insidern dazu geführt haben, dass sich die Firma Philips als Lieferant der RFID-Chips von dem Projekt losgesagt hat.

Die Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beschränkte sich auf den Einsatz der RFID-Technologie zu den WM-Spielen. Was mit den Datenbeständen der Ticketkäufer passiert ist, die ihre Tickets weisungsgemäß personalisiert haben, war nicht Gegenstand der Anfrage. Anfang September sollen alle personenbezogenen Ticketdaten aus der Datenbank gelöscht werden. Ausgenommen von der Löschung sind vorerst Stadionblöcke, in denen ein "polizeilich relevantes Ereignis" gemeldet wurde, heißt es beim ZIS in Neuss. Überwiegend sind dies Taschendiebstähle und ähnliche Vorkommnisse. In den Stadien selbst sei Hooliganismus nicht das Problem der Einsatzkräfte vor Ort gewesen.

Zur Sicherheit, Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (anw)