Bundesweit 11.000 Telekom-Mitarbeiter im Ausstand

An dem am heutigen Freitagmorgen begonnen Streik bei der Telekom haben sich über 11.000 Mitarbeiter im ganzen Bundesgebiet beteiligt.

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  • dpa

Tausende Mitarbeiter der Deutschen Telekom sind am heutigen Freitag in ganz Deutschland in einen Streik gegen die geplante Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen getreten. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di beteiligten sich gut 11.100 Mitarbeiter unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen an dem ersten Arbeitskampf in der Konzerngeschichte seit dem Börsengang vor zwölf Jahren. Nach Angaben der Telekom hatten die Arbeitsniederlegungen zunächst keine Auswirkungen für die Kunden. Durch die Proteste werde es auf jeden Fall zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen, sagte ver.di- Streikleiter Ado Wilhelm. Betroffen seien vor allem Service, Callcenter und Betriebe des technischen Kundendienstes, hieß es bei ver.di. Die Gewerkschaft stellte sich bereits auf einen monatelangen Streik ein.

Nach den Angaben soll beispielsweise die Annahme und Bearbeitung von neuen Aufträgen sowie die Entstörung behindert werden. "Solange der Kunde telefonieren kann, merkt er gar nichts", sagte der Arbeitskampfleiter im Münsterland, Michael Hartweg. Erst wenn Störungen aufträten und die Techniker nicht ausrückten, würden sich die Streikauswirkungen zeigen. Durch den Ausstand gebe es Verzögerungen bei der Montage und Störungsannahme, hieß es in Bayern. Ein Ende des Arbeitskampfes sei nicht abzusehen: "Wir haben monatelang Zeit", sagte Susanne Becker von ver.di. "Die Stimmung ist frustriert und gereizt", sagte Jörg Pfeiffer von ver.di Sachsen. Der Ausstand der Mitarbeiter in den Call-Centern sei zunächst unbefristet. In der kommenden Woche sollten auch die Service-Techniker in den Arbeitskampf miteinbezogen werden. "Wenn bei der Telekom keine Vernunft einkehrt, werden wir die Daumenschrauben anziehen", sagte der für Sachsen zuständige ver.di-Fachbereichsleiter Achim Fischer.

Der Protest der Telekom-Beschäftigten richtet sich gegen die geplante Auslagerung von rund 50.000 Beschäftigte in neue Gesellschaften unter dem Namen T-Service. Dort sollen die betroffenen Mitarbeiter länger arbeiten und weniger Geld erhalten, was ver.di als eine Zumutung bezeichnet. "Wir sind ja bereit, eine zusätzliche Kröte zu schlucken", sagte ein Streikender vor der Technischen Niederlassung West in Düsseldorf. Schließlich werde nicht für mehr Geld gestreikt wie bei den Metallern. Nach Gewerkschaftsangaben zahlt die Telekom den Beschäftigten eine Prämie von 300 Euro, wenn sie sich nicht an den Streiks beteiligen.

Das Telekom-Management unterstrich unterdessen seine Bereitschaft zu neuen Verhandlungen. Doch Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick hat alle Hoffnungen auf eine schnelle Einigung mit ver.di begraben. "Der Streik ist für uns ein klares Signal, dass ver.di derzeit nicht zu Gesprächen bereit ist", sagte er. Für die Streiks von ver.di sieht sich die Telekom gut vorbereitet. "Wir haben ein Kontrollzentrum eingerichtet, um flexibel reagieren zu können", betonte Eick, der als kommissarischer Personalchef die Verhandlungen mit ver.di geführt hatte. Die Beeinträchtigung für die Kunden sollten so gering wie möglich gehalten werden.

Eick rechnet auch mit negativen Folgen für die Konkurrenten der Telekom: "Streik ist sicher nicht das Mittel, um unsere Wettbewerbsfähigkeit draußen zu stärken", sagte er. Aber auch für die Wettbewerber sei der Streik nicht vorteilhaft, da viele das Netz der Deutschen Telekom nutzten: "Von daher ist das ein Thema, was wahrscheinlich nicht nur uns betreffen wird, je nachdem, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden." Das Unternehmen will den Konzernumbau nun im Alleingang durchziehen. Ende Mai sollen die betroffen Mitarbeiter nach Angaben des Managers ein konkretes Angebot erhalten. Der Wechsel zu T-Service könnte dann wie geplant zum 1. Juli stattfinden.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend, nannte den Streik bei der Telekom "kontraproduktiv". "Der Konzern steckt in großen Schwierigkeiten. In so einer Situation ist ein Arbeitskampf keine Hilfe", sagte Wendt der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" (Freitagsausgabe). Allerdings könne das Unternehmen auch nicht erwarten, dass die Pläne zur Ausgliederung, Mehrarbeit und weniger Geld "einfach so geschluckt" würden.

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(dpa) / (vbr)