Gewerkschaft ruft Beamte zur Unterstützung des Telekom-Streiks auf

"Beamte sollten nicht noch extra in die Hände klatschen und Mehrarbeit leisten", sagte heute der DPVKom-Bundesvorsitzende Willi Russ. Derweil hat ver.di für Montag eine "deutliche" Ausweitung der Streiks angekündigt.

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  • dpa

Im Arbeitskampf der Telekom-Beschäftigten hat die Beamtengewerkschaft DPVKom ihre Mitglieder aufgefordert, die streikenden Angestellten zu unterstützen. "Beamte sollten nicht noch extra in die Hände klatschen und Mehrarbeit leisten", sagte der DPVKom-Bundesvorsitzende, Willi Russ, der Tageszeitung Die Welt. Auch wenn Beamte nicht streiken dürften, könnten sie "im Urlaub oder in der Freizeit" Streikposten bilden.

Russ warnte Telekom-Chef René Obermann davor, Telekom-Mitarbeiter der Festnetzsparte T-Com den Callcentern der Handy-Sparte T-Mobile zuzuschlagen. Die Tarifverträge dort seien "deutlich schlechter". Russ sagte: "Wenn das passiert, dann haben wir Krieg." Er halte wenig von einer Ausweitung des Streiks auf Privatkunden. Auch die Bestreikung des G8-Gipfels sei "nicht geschickt". Darunter würde das Image des Konzerns nachhaltig leiden.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kündigte für diesen Montag an, dass der Streik "deutlich" ausgeweitet werde. Das sei eine Reaktion "auf das ungeheuerliche Verhalten" des Unternehmens, sagte ver.di-Streikleiter Ado Wilhelm heute in Berlin. Obermann hatte zuvor die Gewerkschaft aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, sei der Verkauf von Service-Sparten nicht ausgeschlossen.

Die Streik-Schwerpunkte sollen in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen liegen. Betroffen seien auch die Vorbereitungen für die Telekommunikation beim G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm. Nach ver.di-Angaben sind für Montag von 6.00 Uhr an bundesweit 14.000 Beschäftigte zum Streik aufgerufen. Am Sonntag streikten in Berlin und Frankfurt (Oder) rund 30 Beschäftigte. In Rheinland-Pfalz hatten rund 100 und in Bayern 50 Mitarbeiter die Arbeit niederlegt. In Bremen wollten etwa 500 Beschäftigte mit ihren Familienangehörigen demonstrieren.

Wie ver.di weiter mitteilte, habe die Telekom Streikenden mit Kündigungen gedroht. Zudem hätten Führungskräfte "vermeintliche Noteinsätze" angeordnet, die gegen bestehende Regelungen verstießen. Darüber hinaus werde versucht, "Streikbrechereinsätze über Leih- und Zeitarbeitnehmer zu organisieren". Wilhelm sagte: "Wir haben die Telekom vor dieser Form von Eskalation gewarnt. Jetzt wehren sich die Beschäftigten auf ihre Weise."

Auf die Drohung von Obermann, notfalls Service-Sparten zu verkaufen, reagierte ver.di-Bundesvorstand und Verhandlungsführer Lothar Schröder mit Unverständnis: "Mit so einer Aussage trägt Herr Obermann nicht gerade zur Entschärfung des Konflikts bei", sagte Schröder der "Welt am Sonntag". "Wir sind auf einen lange Auseinandersetzung vorbereitet." Siehe dazu auch:

(dpa) / (anw)