Einjährige Auffanglösung für Mitarbeiter von BenQ Mobile [Update]

Nach der Pleite des Handyherstellers BenQ Mobile haben sich Politik und Wirtschaft auf die Gründung von Auffanggesellschaften für arbeitslose Beschäftigte geeinigt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 63 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Nach der Pleite des Handyherstellers BenQ Mobile haben sich Politik und Wirtschaft auf die Gründung von Auffanggesellschaften für arbeitslose Beschäftigte geeinigt. Es werde ab dem 1. Januar 2007 zwei Transfergesellschaften geben, kündigten die Arbeitsminister von Bayern und Nordrhein-Westfalen, Christa Stewens (CSU) und Karl-Josef Laumann (CDU), am heutigen Freitag in München an.

Die Gesellschaften sollen den rund 2000 Beschäftigten, die ihren Job bei BenQ Mobile verloren haben, für zwölf Monate eine Perspektive geben. Der Finanzbedarf für die Transfergesellschaften in Bayern und Nordrhein-Westfalen liegt nach Angaben der Minister bei rund 73 Millionen Euro. Der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager hatte am Vortag den Abbau von fast zwei Dritteln der gut 3000 Arbeitsplätze angekündigt.

[Update: Siemens hatte sich als früherer Besitzer bereit erklärt, 25 Millionen Euro aus einem 35-Millionen-Euro-Härtefonds für die Beschäftigungsgesellschaften zur Verfügung zu stellen. Etwa eben so viel will Insolvenzverwalter Prager zuschießen. Er kann dabei auf Geld zurückgreifen, dass Siemens noch BenQ zahlen muss und das vorerst auf Eis gelegt worden war. Die Finanzierungslücke bezifferten die Minister auf 25 Millionen Euro. "Hier ist in erster Linie die Wirtschaft gefragt", sagte Stewens der dpa. Die beiden Arbeitsminister appellierten an BenQ Mobile und Siemens, sich noch stärker zu engagieren. Dagegen sei vom taiwanischen BenQ-Konzern, der seine deutsche Tochter in die Insolvenz geschickt hatte, wohl kein Geld zu erwarten. Die Möglichkeiten, der beiden Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen sind begrenzt. Sie wollen sich unter anderem an den Verwaltungskosten beteiligen.

Der Gesamtbetriebsrat von BenQ Mobile Deutschland, Josef Michael Leuker, begrüßte die Ankündigung beider Landesregierungen sich zu engagieren: "Dass die beiden Länder uns nicht hängen lassen, davon sind wir ausgegangen." Von Siemens müsse aber erheblich mehr kommen. Auch die IG Metall sieht vor allem Siemens in der Pflicht. "Siemens hat sich keinen Millimeter bewegt", kritisierte Bayerns IG- Metall-Chef Werner Neugebauer. Der Konzern müsse erheblich nachlegen. Siemens verwies auf die zusätzlichen 24 Millionen Euro, die aus dem Treuhandkonto zur Verfügung gestellt werden. Zudem habe man sich bereit erklärt, die 88 BenQ-Auszubildenden zu übernehmen. Siemens will zudem die beschäftigungslosen BenQ-Mitarbeiter bevorzugt einstellen. Bisher habe es 600 Bewerbungen gegeben, sagte ein Sprecher.]

Unterdessen hat die Insolvenz des deutschen Handyherstellers auch Konsequenzen für das österreichische Schwesterunternehmen. Die für den Vertrieb in Österreich und nach Südosteuropa zuständige BenQ Mobile CEE GmbH trennt sich österreichischen Medienberichten zufolge von 30 der 43 Mitarbeiter und hat Ausgleich beantragt – ein gerichtliches Verfahren zur Schuldenregulierung. Die Österreicher hoffen auf eine Fortführung des Geschäfts und hätten deshalb nicht das Insolvenzverfahren gewählt.

BenQ Mobile CEE sah sich nach der Insolvenz der deutschen Schwester und damit einhergehenden Lieferunsicherheiten nicht mehr in der Lage, das Geschäft im bisherigen Rahmen aufrechtzuerhalten. Das Unternehmen sei jetzt im Dialog mit Siemens Österreich, um die von der Kündigung betroffenen Mitarbeiter bei möglichen Bewerbungen bei Siemens zu unterstützen.

Siehe dazu auch: