Erstsemester tendieren nur verhalten zur Informatik

Vorläufige für das Wintersemester veröffentliche Einschreibungszahlen in Informatikfächern lassen zumindest Hoffnung auf eine größere Akzeptanz des Studiums keimen.

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Von
  • Frank Möcke

Politiker und Industrie haben sich ordentlich ins Zeug gelegt, um für Informatikstudiengänge zu werben und so langfristig dem heraufbeschworenen Fachkräftemangel vorzubeugen. Erste für das Wintersemester veröffentliche Einschreibungszahlen in Informatikfächern lassen zumindest Hoffnung keimen.

Freude herrscht in Nordrhein-Westfalen. Das Land kann einen überdurchschnittlichen Anstieg um rund 4400 Einschreibungen (8 Prozent) an öffentlich-rechtlichen Universitäten und Fachhochschulen melden. Weit mehr als die Hälfte, 2815 Studienanfänger, beginnen in den so genannten MINT-Fächern, den mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Studiengängen. Gegenüber dem vergangenen Wintersemester ist das ein Anstieg um über 11 Prozent.

Auf die Frage, ob diese Zahlen kennzeichnend für einen bundesweiten Trend sind, hält sich Dr. Michael Weegen, Projektleiter des Informationssystems Studienwahl und Arbeitsmarkt (ISA) an der Universität Duisburg-Essen, allerdings noch bedeckt. Von der demographischen Entwicklung her gesehen sei zwar mit steigenden Erstsemesterzahlen zu rechnen. Die Spannung werde sich aber erst Ende November lösen. Das liege vor allem daran, dass eine neue Kultur des Bewerbens herrsche: Ein Studieninteressierter könne sich ja online an mehreren Orten anmelden.

Einige Universitäten führen daher bereits das dritte Nachrückverfahren durch, bei anderen – wie etwa der Uni Potsdam – ist das Losverfahren noch nicht abgeschlossen. Bislang sind dort 45 Informatik-Erstsemester immatrikuliert, im Vorjahr waren es 77 (davon 14 Frauen), zurzeit erst 7.

Auf Nachfrage von heise online hin nannten einige weitere Universitäten ihre vorläufigen Zahlen der Erstsemester in Informatikstudiengängen. Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut begrüßt 121 Erstimmatrikulanten gegenüber 85 im letzten Jahr. 19 Frauen sind dieses Mal dabei, im Vorjahr waren es nur 8.

Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zählt bislang nur knapp 1300 Erstsemester in Informatik-Studiengängen, vor einem Jahr waren es noch fast 1500. Die Technische Universität München freut sich jedoch über mehr neue Studenten. Überraschung herrscht an der TU Dresden. Trotz Verzichts auf Studiengebühren liegt die vorläufige Zahl der Informatikerstsemester unterhalb des Vorjahreswertes (470 statt 575).

Andere Universitäten wollten sich noch nicht äußern, ihnen liegt noch kein aussagekräftiges Datenmaterial vor. Eine positive Tendenz scheint sich aber bei den norddeutschen technischen Universitäten Clausthal und Braunschweig sowie den Berufsakademien abzuzeichnen.

Zu den gegenwärtigen Klagen vieler Branchen und besonders der IT-Firmen über Facharbeitermangel sowie den Ansprüchen der Informatikabsolventen siehe auch:

  • In Aufbruchstimmung, Ansprüche der Informatikstudierenden an die Berufswelt, c't 21/07, S. 97
  • Gefühlter Mangel, Wie viele Informatiker braucht die Wirtschaft?, c't 16/07, S. 78

Zu dem Thema siehe auch:

Siehe auch:

  • heise jobs, Stellenanzeigenbörse sowie aktuelle Berichterstattung und Hintergrundartikel zum Arbeitsmarkt, der Ausbildungssituation und den Gehaltsstrukturen der Hightech-Branchen

(fm)