Fußball-WM: Das große Aufräumen
Während die Reste der Fußball-WM weggeräumt, die IT-Einrichtungen versteigert und der Klinsmann-Rücktritt diskutiert wird, ziehen die IT-Dienstleister der Fußball-WM durchweg eine positive Bilanz.
Die Fußball-WM ist vorbei. Die Fahnen werden aufgerollt, die Zäune abgebaut. Die letzten FIFA-Stadien verwandeln sich wieder in normale AOL- und Allianz-Arenen, Klinsmann zieht sich nach Kalifornien zurück. Das internationale Sendezentrum in München wird aufgelöst, die zahlreichen Holzhütten werden zerlegt und bilden den Baustoff für eine ökologische Mustersiedlung. Die FIFA-Laptops gibts bei Livingston, und Büroeinrichtungen sowie Stadien-Ausrüstungen der FIFA werden vom Hamburger Auktionshaus Dechow für eine Serie von Versteigerungen eingesammelt, während die Groß-LCDs vom WM-Sponsor Philips als Vorführgeräte in den Handel gebracht werden, der zur WM weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Besonders Avaya und die T-Systems, die beiden großen Strippenzieher der vernetzten WM, haben alle Hände voll zu tun, ihre Kommunikationstechnik wieder nach Frankfurt zu schaffen, wo beide Firmen ihre Zentralen haben.
Avaya hat seinen größten Ball bereits in einer Auktion zugunsten der SOS-Kinderdörfer auf eBay versteigert. Und so wird es am Ende vielleicht nur der Magenta-Fußball sein, der den Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin einkleidet, der von der vergangenen WM kündet. Nach Auskunft von Telekom-Sprecher Matthias Schuhmann ist die Verkleidung von den Berlinern wie von den ausländischen Gästen so gut angenommen worden, dass man eine Verlängerung der Verschönerungsaktion prüft.
Sieht man von dem RFID-gestützten Ticketing ab, das praktisch kaum zum Einsatz kam, können alle Firmen nur Erfolge vermelden. Bereits zur WM-Halbzeit hieß es bei Avaya, dass man über 9,8 Terabyte Daten übertragen und mehr als 296.000 Telefonate über das Netz abgewickelt habe. Zum Schluss freute man sich bei T-Systems über die erfolgreichen Premieren des Fernsehstandards HDTV und des "Handy-TV" auf Basis von DVB-H beziehungsweise DMB. Als Dienstleister für die Fernsehübertragung wurde T-Systems vom Host Broadcasting Service gelobt, der für den Verkauf aller Multimediaformate zuständig war. Und Walter Raizner, Chef der T-Com und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom, freute sich in einer Pressemeldung, dass sein Konzern während der WM die Rolle eines "Schlüsselspielers" übernehmen konnte und beschäftigte sich gleich mit der Zukunft: "Am 10. Juli beginnt das nächste Fußball-Kapitel der Telekom – mit der deutschen Nationalmannschaft, mit dem FC Bayern München und mit der Bundesliga über IPTV."
Freude auch bei der Standortinitiative "Land der Ideen". Der Kuratoriumsvorsitzende Wulf Bernotat kündigte in Berlin an, dass die erfolgreiche Aktion im nächsten Jahr mit wesentlich mehr Partnern fortgesetzt werde. Den WM-Gästen habe sich Deutschland bestens als Technologie-Standort präsentiert, heißt es im Land der Ideen. Und der Verein "Frauenrecht ist Menschenrecht", Organisator der WM-Aktion "Stoppt Zwangsprostitution" berichtete, dass über die Website der Aktion zwei konkrete Hinweise auf Zwangsprostitution eingegangen seien. Die im Vorfeld der WM befürchtete Einschleusung tausender Prostituierter aus dem Ostblock fand nicht statt, im Gegenteil: Die Geschäfte der Bordellbetreiber gingen im Zeichen des Public Viewing drastisch zurück.
Zur Sicherheit, Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:
- Von Klinsmann lernen, heißt sicherer werden
- OK hält personalisiertes Ticketing für sinnvoll
- Zur EM wird alles anders
- Lückenlose Kontrolle gescheitert
- Nachkontrolle gegen Ticketmissbrauch
- Internationale Informationsverdichter nehmen Arbeit auf
- Täglich Lagebilder nach Berlin
- "Germany is on the Ball"
- "Clearing Points" für VIPs geplant
- Ärger mit VIP-Tickets für Fußball-WM
- Zwickmühle Sicherheit
- Ex-Regierungssprecher Heye warnt schwarze WM-Gäste vor Reisen nach Brandenburg, Interview im Deutschlandradio Kultur
- Nationales WM-Sicherheitszentrum eröffnet
- Holzhütte sei wachsam
- Rudern im Bermuda-Dreieck
- Ein Ticket unter Freunden
- 400 weniger vor dem Anpfiff
- Deutschland koppelt sich vorübergehend aus Schengen aus
- FIFA will bei der WM 2010 wieder weniger Daten speichern
- Sponsorengelder aufgeschlüsselt
- Ein Netz, sie alle zu binden …
- Von Hooligans und "asymmetrischem Terror"
- Speicherung der Ausweisnummer beim WM-Ticket-Kauf zulässig
- Datenschutz: Sicherheitschecks zur Fußball-WM in der Kritik
- Datenschutzbeauftragter kritisiert Überprüfungen zur Fußball-WM
- Fälschungssichere WM-Tickets vorgestellt
- Die Bundeswehr zu Gast bei Freunden
- Fußball ist eine Frage der Technik
- Deutschland im Gefahrenraum
- Fußball-WM: Weitere Diskussionen um Bundeswehr-Einsatz
- Bundesregierung weist Datenschutzbedenken bei WM-Akkreditierungen zurück
- "Deutschland ist bereit für die Welt"
- BKA-Präsident fordert erweiterte Befugnisse zur Fußball-WM
- Sicherheitspolitische Höhenflüge in der Kritik
- 22C3: Die Fußball-WM als "großes Technospielfeld" der Hacker
- Samuanda ist gerettet – die Fußball-WM kann beginnen
- Politische Würstchen, Schals und gute Laune
- Teure Software für teure Tickets
- RFID: Fußball-WM als Schrittmacher des Pervasive Computing
- Datenoperette oder Kampfplatz?
- Die WM 2006 als Beginn einer neuen Medienära?
- Polizei kritisiert Sonderbehandlung für Sponsoren
- Bitte nicht knicken
- Biometrische Überwachung bei der WM 2006
- Werbendes und Mahnendes zur Fußball-WM
- WM-Tickets vs. Datenschutz 0 : 1
- RFID-Umfrage: Fußball-WM 2006 soll den Durchbruch bringen
- Nur mit RFID ins Stadion
- Gebündelte Daten für Fußball-Fans und Industrie
(Detlef Borchers) / (jk)