Fußball-WM: Das große Aufräumen

Während die Reste der Fußball-WM weggeräumt, die IT-Einrichtungen versteigert und der Klinsmann-Rücktritt diskutiert wird, ziehen die IT-Dienstleister der Fußball-WM durchweg eine positive Bilanz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 297 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die Fußball-WM ist vorbei. Die Fahnen werden aufgerollt, die Zäune abgebaut. Die letzten FIFA-Stadien verwandeln sich wieder in normale AOL- und Allianz-Arenen, Klinsmann zieht sich nach Kalifornien zurück. Das internationale Sendezentrum in München wird aufgelöst, die zahlreichen Holzhütten werden zerlegt und bilden den Baustoff für eine ökologische Mustersiedlung. Die FIFA-Laptops gibts bei Livingston, und Büroeinrichtungen sowie Stadien-Ausrüstungen der FIFA werden vom Hamburger Auktionshaus Dechow für eine Serie von Versteigerungen eingesammelt, während die Groß-LCDs vom WM-Sponsor Philips als Vorführgeräte in den Handel gebracht werden, der zur WM weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Besonders Avaya und die T-Systems, die beiden großen Strippenzieher der vernetzten WM, haben alle Hände voll zu tun, ihre Kommunikationstechnik wieder nach Frankfurt zu schaffen, wo beide Firmen ihre Zentralen haben.

Avaya hat seinen größten Ball bereits in einer Auktion zugunsten der SOS-Kinderdörfer auf eBay versteigert. Und so wird es am Ende vielleicht nur der Magenta-Fußball sein, der den Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin einkleidet, der von der vergangenen WM kündet. Nach Auskunft von Telekom-Sprecher Matthias Schuhmann ist die Verkleidung von den Berlinern wie von den ausländischen Gästen so gut angenommen worden, dass man eine Verlängerung der Verschönerungsaktion prüft.

Sieht man von dem RFID-gestützten Ticketing ab, das praktisch kaum zum Einsatz kam, können alle Firmen nur Erfolge vermelden. Bereits zur WM-Halbzeit hieß es bei Avaya, dass man über 9,8 Terabyte Daten übertragen und mehr als 296.000 Telefonate über das Netz abgewickelt habe. Zum Schluss freute man sich bei T-Systems über die erfolgreichen Premieren des Fernsehstandards HDTV und des "Handy-TV" auf Basis von DVB-H beziehungsweise DMB. Als Dienstleister für die Fernsehübertragung wurde T-Systems vom Host Broadcasting Service gelobt, der für den Verkauf aller Multimediaformate zuständig war. Und Walter Raizner, Chef der T-Com und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom, freute sich in einer Pressemeldung, dass sein Konzern während der WM die Rolle eines "Schlüsselspielers" übernehmen konnte und beschäftigte sich gleich mit der Zukunft: "Am 10. Juli beginnt das nächste Fußball-Kapitel der Telekom – mit der deutschen Nationalmannschaft, mit dem FC Bayern München und mit der Bundesliga über IPTV."

Freude auch bei der Standortinitiative "Land der Ideen". Der Kuratoriumsvorsitzende Wulf Bernotat kündigte in Berlin an, dass die erfolgreiche Aktion im nächsten Jahr mit wesentlich mehr Partnern fortgesetzt werde. Den WM-Gästen habe sich Deutschland bestens als Technologie-Standort präsentiert, heißt es im Land der Ideen. Und der Verein "Frauenrecht ist Menschenrecht", Organisator der WM-Aktion "Stoppt Zwangsprostitution" berichtete, dass über die Website der Aktion zwei konkrete Hinweise auf Zwangsprostitution eingegangen seien. Die im Vorfeld der WM befürchtete Einschleusung tausender Prostituierter aus dem Ostblock fand nicht statt, im Gegenteil: Die Geschäfte der Bordellbetreiber gingen im Zeichen des Public Viewing drastisch zurück.

Zur Sicherheit, Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)