Finger weg, Augen geradeaus

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Es stellt seinen Touchscreen als Bedienoberfläche für die BT-Freisprechanlage zur Verfügung (der Panda verwendet die einfarbige LCD-Anzeige im Tacho dafür) oder als mit dem Finger beschreibbares Notizbuch. Es wird zur Taschenlampe, indem es seinen Bildschirm bei voller Hintergrundbeleuchtung auf Weiß stellt. Die letztgenannten sind Zusatz-Apps, die VW-Käufer kostenlos herunterladen können. Oh, und navigieren kann das Gerät natürlich weiterhin – auch mit Einzelfeld-Spracheingabe. VW nimmt 355 Euro für das aufgebohrte Navigon. Beim Skoda Citigo kostet die Lösung (Move&Fun) 330 Euro.

Fahren dürfen statt müssen

Wenn es um Computertechnik im Auto geht, findet sich spätestens im fünften Kommentar: „Oh nein! Das Auto fährt praktisch von allein, dabei will ich das doch machen.“ Das ist auf dem Niveau von „E-Books verbrennen Bücher“ oder „Glühbirnen sind das Ende der Kerze“: Es wird immer Kerzen, Papierbücher, Vinylplatten und Fahrspaß geben, solange jemand dafür bezahlt. Für diesen Artikel war ein enormer Fahraufwand nötig, und der zeigte recht deutlich, warum es eine Nachfrage nach Fahrassistenz gibt: Regensensoren, selbst schaltendes Licht, Abstandstempomaten mit Stop and Go, Spurhaltehilfen mit Lenkeingriff – das alles zeigt sich im Verlauf eines 1000-km-Tages deutlich in viel mehr verfügbarer Restaufmerksamkeit. Die wiederum kann sich dann Telefonaten widmen, den wie fürs Auto geschaffenen Podcasts oder womöglich der Facebook-Timeline.

Alle großen Autohersteller, Zulieferer und einige Spezialisten wie Google arbeiten an autonomen Autos. Der US-Bundesstaat Nevada lockt diese Industrie aktuell mit einem neuen Zulassungsverfahren speziell für solche (Test-)Fahrzeuge. Der Traum aus den 50ern, die Autobahn, auf der das Auto selber bis zur nächsten Abfahrt fährt, wird dabei als erster Schritt Realität werden, und dabei niemandem sein Autofahren wegnehmen, weil niemand gern im Stau steht. Dasselbe gilt jedoch für praktisch den gesamten Pendel-, Nutz- und Transportverkehr. Das Autonomobil wird daher seinen Markt finden, genau wie der musiktechnisch aufgeboostete alte 911er fürs Wochenende, wenn wir fahren dürfen statt müssen. (Clemens Gleich)

Ein Beitrag aus der c't 14/2012
(ggo)