Finger weg, Augen geradeaus

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Da BMW auf keiner der beiden Plattformen private Nachrichten oder Filter unterstützt, ist diese Variante von Sozialmedien im Auto vollkommen nutzlos. Das gilt übrigens auch für die sehr ähnliche Facebook-Integration in Daimlers Infotainment-System Comand. Besser funktioniert das E-Mail-Modul im iDrive-Ast „Office“. Es liest Mails vom Blackberry vor; man kann sich also fürs Auto eine Procmail-gefilterte Adresse anlegen.

Bunte Vögel

Interessant, wie BMW das iDrive an die Zielgruppe des Mini anpasst: Die Software erhält eine verspieltere Oberfläche, der Drehdrücker ist zu einem kleinen Stift aus verchromtem Plastik mit einem Knopf darauf geschrumpft. Die Internet-Verbindungen stellt der Mini per iPhone her. Der Fahrer kann farbiges Licht und Töne für Fahrzeugaktionen einstellen. Speziell vorbereitete Musikstücke verändern sich mit dem Zustand des Fahrzeugs, indem sie Geschwindigkeit, Blinker, Lenkradeinschlag, Längs- und Querbeschleunigung auswerten – ein bisschen wie Microsoft DirectMusic damals und wie damals gibt es nur wenige Demo-Stücke.

Bei Lexus ist der Steller zu etwas mutiert, das aussieht wie ein Computer-Trackball mit einem Finger-Joystick statt des Rollballs. Entsprechend kommt jeder Büroarbeiter sofort damit zurecht. Ein in der Stärke einstellbares Force Feedback zeigt den Fingern auf dem Joystick haptisch die Schaltflächen an und für Listen gibt es eine Scroll-Wippe. Dieses clevere System erreicht dennoch nicht die Bedienzeiten der Besten, weil die Menüstruktur weniger windschnittig ist.

Bei BMW hat iDrive sogar das Motorrad erreicht: Über dem Lenker des Touren-Sechszylinders K 1600 leuchtet der brillanteste Bildschirm, den man heute kaufen kann. Denn der Motorradfahrer sitzt draußen und muss ihn in direktem Sonnenlicht ablesen. Das darauf dargestellte hierarchische Menüsystem bedient die linke Hand (die rechte muss Gas geben) über Schnellwahltasten und einen Drehring, den man auch kippen kann für Bestätigen/Abbrechen. Dass der Ring sich in den tatsächlichen Scrollrichtungen nach oben und unten bewegt, macht diese Variante sogar deutlich intuitiver als den Knubbel.

Ähnliches fiel mir übrigens bei Volvos Infotainment-Lösung Sensus auf: Es gibt zwar einen Drehregler (ohne Kippen), aber es macht intuitiv mehr Spaß, das System mit dem Hoch-/runter-Scrollrad komplett vom Lenkrad aus zu bedienen.

BMW experimentiert statt mit einer Lenkradsteuerung mit Gesteneingaben, also dem intuitiveren Fingerzeig direkt in der Gegend „vorne zum HuD“. Auch der Zulieferer Continental arbeitet an einer Gestensteuerung, aber für normale Bildschirme. Alle knabbern aber noch am selben Problem wie bei der Sprachsteuerung: Wann ist eine Bewegung eine Bediengeste, wann fuchtelt der Fahrer nur beim Freisprechen herum?

Vorsprung durch Touchpad

Audi hat vor langer Zeit die erste Generation des A8 zum Anlass genommen, gründlich über die Bedienung seiner Fahrzeuge nachzudenken. Ein großer Teil dessen, was heute in Autozeitschriften oder Markenforen über die hohe wahrgenommene Qualität beim Audi-Fahren steht, lässt sich auf den enormen Aufwand zurückführen, der hier betrieben wird. Mit „hier“ ist Audis Zentrum für Bedienung in Ingolstadt gemeint.