Finger weg, Augen geradeaus

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Einen Schritt weiter geht die „One-Shot“-Zieleingabe, wie deutsche Hersteller sie auf Englisch nennen: Zieleingabebefehl plus die ganze Adresse in einem Satz sprechen. Das gibt es bei Audi, BMW, Mercedes und auch bei VW im höherpreisigen Segment (RNS 850 im Touareg), das gibt es aber auch für viel weniger Geld bei Toyotas Touch & Go Plus und beim demnächst eingeführten Ford-System „Sync“ in den Volumensegmenten. Diese Evolution der Sprachsteuerung macht alles viel besser.

Der Volksglaube besagt, dass niemand mit einer Maschine reden will. Aber das stimmt nicht. Menschen reden die ganze Zeit mit ihren Maschinen: „… du Drecksding!“ Doch niemand will mit Maschinen (oder Personen) reden, die nichts richtig verstehen, weil das aggressiv macht. One-Shot-Systeme verringern derartige Aggressionen enorm. Sie zeigen außerdem, wie groß das Aufmerksamkeitssparpotenzial eigentlich ist. Beispiel Musikauswahl in Fords Sync: Spracheingabetaste und dann „Play album: My Way“ sagen. Das ist die goldene Alternative zu klickend durch tausend Titel irren. Sync kommt im September mit dem B-Max in den deutschen Handel und soll ein vergleichbares Preisschild wie im US-Markt tragen (500 US-Dollar).

Operator, bitte melden

Da Onboard-Systeme schnell an die Grenzen der Embedded-Hardware-Leistung stoßen, fangen Hersteller jetzt mit Offboard-Systemen an. Apples Siri ist ein Beispiel, AT&Ts kommendes Watson-API ein weiteres. Fords Computer-Callcenter Sync Services (nur USA) ein anderes: Hier ruft der Fahrer eine Maschine an und sagt „Finde mir ein Kino“ (den Ort weiß Sync aus dem Navi), fragt, welche Filme dort gerade laufen und lässt sich dann hin dirigieren. Der wichtigste Befehl dürfte „Operator“ sein: Er holt einen Menschen an die Strippe, wenn sich die Kommunikation mit Maschinen verrannt hat.

Die Spracherkennung in Fords Sync hat Microsoft (die sich um Syncs Software-Teil rund um Windows Embedded Automotive kümmern) bei Nuance zugekauft, weil diese Firma laut Microsoft „die beste Spracherkennungslösung“ liefert. Nuance bietet die Spracherkennung neuerdings unter dem Produktnamen „Dragon Drive!” allen Zulieferern an.

Ein Demovideo zeigt Text-to-Speech von SMS, E-Mails oder News-Feeds, Diktat von SMS oder Mails („antworte Detlef Grell: Artikel kommt später“), Location Based Services („finde mir den nächsten Burger King“) und natürlich Kommandos für Auto-Funktionen wie die Gebläsestufe. Die Spracherkennung ist wie bei Ford zweigeteilt mit Onboard-Erkennung, die Sie im B-Max sehen können und Offboard-Erkennung, deren Güte Sie im Android-Market mit dem Siri-Konkurrenten „Dragon Go!“ ausprobieren können (derzeit nur auf Englisch).