Bericht: Dubiose Millionen-Zahlungen bei Siemens-Kraftwerkssparte

Die Affäre um schwarze Kassen bei Siemens nimmt kein Ende: Einem Bericht des Spiegel zufolge sind bei der Kraftwerkssparte des Konzern fragwürdige Zahlungen von fast 190 Millionen Euro entdeckt worden, die über Konten in Liechtenstein geflossen seien.

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  • dpa

Neben den riesigen schwarzen Kassen bei der Siemens-Telekomsparte sollen nach Spiegel-Informationen im Kraftwerksbereich dubiose Zahlungen von fast 190 Millionen Euro entdeckt worden sein. Diese Summe sei laut Konzerndokumenten zwischen 1997 und 1999 über drei Konten in Liechtenstein geflossen, berichtet das Nachrichtenmagazin in seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf ihm vorliegende Papiere. Die Antikorruptionsabteilung der Kraftwerkssparte habe bereits 2005 eine Erlanger Anwaltskanzlei beauftragt, die Zahlungen zu untersuchen. Bis heute sei unklar, wofür sie letztenendes verwendet worden seien, heißt es im Spiegel. Ein Siemens-Sprecher wollte die Angaben am Samstag nicht bestätigen.

Die Erlanger Anwälte untersuchten dem Bericht zufolge 126 Zahlungen zwischen der Siemens-Kraftwerkssparte PG und der Neuen Bank Liechtenstein. Darunter seien auch 26 Überweisungen auf das Konto der Liechtensteiner Firma Eurocell gewesen, über das Schmiergelder an den italienischen Energiekonzern Enel gezahlt worden seien. Bis auf einen Vorgang habe man "in keinem Fall einen Zahlungsempfänger" feststellen können, heiße es in dem Bericht der Anwaltskanzlei von Mai 2005. In der Siemens-Buchhaltung seien die Zahlungen "lediglich als Aufwand bestimmten Projekten zugeordnet, ohne dass daraus ein konkreter Verwendungszweck nachvollzogen werden kann", habe die Überprüfung ergeben.

In seinem jüngsten Quartalsbericht hatte Siemens geschrieben, dass neben den Untersuchungen bei der Telekommunikationssparte Com nun auch "Barzahlungen bei anderen Bereichen" geprüft würden. Dabei sei ein Zahlungsvolumen identifiziert worden, für das "nur begrenzte Dokumentation" verfügbar sei. Ein deutlicher Zahlungsumfang sei über ein Bankkonto in Liechtenstein abgewickelt worden. "Dass es sich dabei um PG handelt, kann ich nicht bestätigen", sagte ein Konzern- Sprecher der Deutschen-Presse-Agentur dpa.

Wegen der Zahlung von mehr als sechs Millionen Euro Schmiergeld an zwei Manager des italienischen Energiekonzerns Enel hatte das Landgericht Darmstadt im Mai zwei ehemalige Manager der Siemens- Kraftwerkssparte zu Bewährungsstrafen verurteilt. Dabei ging es um Aufträge für Gasturbinen.

Siehe zur Siemens-Affäre auch:

(dpa) / (vbr)