Fachkräfte-Mangel: DIHK sucht vergeblich kluge Köpfe

Ein Drittel der Unternehmen in Deutschland kann derzeit offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen, ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Deutschland gingen vor allem Techniker aus.

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Ein Drittel der Unternehmen in Deutschland kann derzeit offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen. Das ist eines der Ergebnisse der Unternehmensbefragung "Kluge Köpfe – vergeblich gesucht" (PDF-Datei) des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Im Herbst 2005 hatten noch 16 Prozent der Betriebe angegeben, keine passenden Bewerber für ihre offenen Stellen zu finden. Der aktuellen Umfrage liegen knapp 20.000 Antworten von Unternehmen zugrunde. Der DIHK schätzt auf dieser Basis, dass der deutschen Wirtschaft derzeit auf das gesamte Jahr 2007 gerechnet rund 400.000 Fachkräfte fehlen.

"Deutschland gehen dabei vor allem Techniker aus", erläuterte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. 54 Prozent der Unternehmen berichten von einem Mangel an Ingenieuren und Fachleuten in sonstigen technischen Berufen. Industrieunternehmen haben zu 40 Prozent erfolglos nach Mitarbeitern gesucht. Damit haben sie mit Abstand die größten Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. In der Dienstleistungsbranche trifft dies auf ein Drittel, im Baugewerbe und im Handel auf 27 beziehungsweise 22 Prozent der Unternehmen zu.

Innerhalb der Dienstleistungswirtschaft hat etwa die Hälfte der IT-Dienstleister Probleme, geeignetes Personal zu finden. "85 Prozent der IT-Dienstleister mit Problemen bei der Stellenbesetzung suchen qualifiziertes Personal im IT-Bereich", heißt es in den Umfrageergebnissen. "Doch auch in anderen mediennahen Branchen wie der Nachrichtenübermittlung (46 Prozent) oder in Industriesparten wie dem Verlags- sowie dem Druckgewerbe (32 und 26 Prozent) bemühen sich die Betriebe überdurchschnittlich oft vergeblich um IT-Experten.

"Um Fachkräftemangel zu begegnen, helfen sich die Unternehmen zu einem großen Teil selbst", berichtete Wansleben. Zudem wollten die Betriebe "noch intensiver als bisher den Erfahrungsschatz älterer Arbeitnehmer nutzen". Die Politik müsse diese Entwicklung unterstützen. Es gelte aber auch, sich offensiver als bisher dem internationalen Wettstreit um qualifizierte Fachkräfte zu stellen. Wansleben fordert "eine Gesamtstrategie, um sowohl für die inländischen Erwerbstätigen als auch für ausländische Fachleute ein einladender und attraktiver Standort zu sein".

In der Umfrage hatten elf Prozent der Unternehmen angegeben, sich im Ausland nach Fachkräften umzusehen. Insbesondere Zeitarbeitsfirmen, Forschungsdienstleister, das Gastgewerbe und IT-Dienstleister neigten dazu. Der DIHK interpretiert das Ergebnis als einen Hinweis auf ein zu restriktives Zuwanderungsrecht in Deutschland. Insbesondere kleinere Unternehmen fühlten sich durch komplizierte rechtliche Vorgaben bei der Beschäftigung von Ausländern abgeschreckt. So wie der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien im Juni fordert auch der DIHK eine Absenkung der Einkommensuntergrenze von derzeit 85.500 Euro jährlich.

Siehe in diesem Zusammenhang auch:

  • In Aufbruchstimmung, Ansprüche der Informatikstudierenden an die Berufswelt, c't 21/07, S. 97
  • Gefühlter Mangel, Wie viele Informatiker braucht die Wirtschaft?, c't 16/07, S. 78

Zum Thema Ausbildung und Beruf beziehungsweise zu den gegenwärtigen Klagen vieler Branchen über Fachkräftemangel siehe auch:

Siehe auch:

  • heise jobs, Stellenanzeigenbörse sowie aktuelle Berichterstattung und Hintergrundartikel zum Arbeitsmarkt, der Ausbildungssituation und den Gehaltsstrukturen der Hightech-Branchen

(anw)