US-Telecomriese WorldCom meldet Konkurs an

Am Wochenende war es bereits abzusehen, nun ist die größte Firmenpleite der US-Geschichte Realität geworden: Der US-Telecomriese WorldCom beantragt Gläubigerschutz.

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Von
  • Jürgen Kuri

Am Wochenende war es bereits abzusehen, nun ist die größte Firmenpleite der US-Geschichte Realität geworden: Der US-Telecomriese WorldCom Inc. und seine aktiven US-Tochterfirmen haben am Sonntag bei einem New Yorker Konkursgericht Insolvenzantrag gestellt. Die WorldCom-Pleite übertrifft das Insolvenzverfahren des Energiehändlers Enron bei weitem. Der zweitgrößte US-Konzern für Ferngespräche ist in einen Falschbuchungsskandal verwickelt und hat mehr als 30 Milliarden US-Dollar Schulden.

WorldCom hat im Rahmen von Chapter 11 des US-Konkursrechtes Schutz vor seinen Gläubigern gesucht. Dies erlaube der Gesellschaft ihre Geschäfte weiter zu betreiben, während an einem Reorganisationsplan gearbeitet werde, teilte der Telecom-Riese mit. Die ausländischen Tochtergesellschaften seien nicht an dem Konkursverfahren beteiligt und würden ebenfalls normal weiter operieren.

WorldCom hatte mit Hilfe von Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2001 und das erste Quartal dieses Jahres hohe fiktive Gewinne verbucht; mittlerweile wurde zudem bekannt, dass die Bilanztricksereien bis ins Jahr 2000 zurückreichen sollen. Die amerikanische Wertpapier-und Börsenkommission SEC hat WorldCom verklagt. Das US-Justizministerium, die SEC und mehrere Kongressausschüsse untersuchen das Unternehmen. Es laufen auch Klagen von WorldCom-Anleihebesitzern.

WorldCom ist in mehr als 65 Ländern aktiv und hat nach der Entlassung von 17.000 Beschäftigten noch mehr als 60.000 Mitarbeiter. Die Gesellschaft hat mehr als 20 Millionen Telefon- und Tausende von Unternehmenskunden. WorldCom betreibt auch das wohl größte Netz von Internet-Backbones der Welt; nach Untersuchungen von Telegeography bewältigt der Konzern allein in den USA 30 Prozent der Bandbreite auf den 20 wichtigsten Routen im Netz. WorldCom hat einen Umsatz von 35,2 Milliarden US-Dollar. Die WorldCom-Aktien sind von 64,50 Dollar im Jahr 1999 auf nur noch neun Cent abgestürzt. Die WorldCom-Aktionäre dürften bei dem Konkursverfahren völlig leer ausgehen, erklärten US-Rechtsexperten.

"Wir werden die Zeit der Reorganisation nutzen, unsere finanzielle Gesundheit und Ausrichtung wieder zu erlangen", versicherte WorldCom-Chef John Sidgmore laut dpa. WorldCom werde aus dem Konkursverfahren "so schnell wie möglich herauskommen". WorldCom wolle mit höchster Ethik operieren, versprach Sidgmore. Aus diesem Grund habe das Unternehmen zwei neue Verwaltungsratsmitglieder gewählt. Nicholas Katzenbach ist Anwalt und früherer US-Justizminister. Dennis R. Beresford ist Buchführungs-Professor an der Universität von Georgia. Sie wurden zu Mitgliedern eines Untersuchungsausschuss des Verwaltungsrates gemacht, um eine Überprüfung der Rechnungsführungspraktiken und der Vorbereitungen von Finanzmitteilungen von WorldCom zu machen.

Zur Entwicklung bei WorldCom siehe auch: (jk)