Spekulationen über WorldCom-Insolvenzantrag
Es wäre das mit Abstand größte US-Insolvenzverfahren noch vor der Pleite des Energiehändlers Enron. WorldCom liegt mit einem Umsatz von 35,2 Milliarden Dollar auf Platz 42 der "Fortune"-Liste der größten US-Gesellschaften.
20 Millionen amerikanische Ferngesprächs- und Tausende von Unternehmenskunden sowie die Gläubiger mit Gesamtforderungen von weit mehr als 30 Milliarden Dollar warten gespannt auf einen Gang des zweitgrößten US-Ferngesprächskonzerns WorldCom zum Konkursrichter. Ein Konkursantrag des in einen Buchführungsskandal verwickelten Telekom-Riesen könnte nach widersprüchlichen US-Medienspekulationen bereits am heutigen Sonntag oder in den folgenden Tagen erfolgen. Es wäre das mit Abstand größte US-Insolvenzverfahren noch vor der Pleite des Energiehändlers Enron. WorldCom liegt mit einem Umsatz von 35,2 Milliarden Dollar auf Platz 42 der "Fortune"-Liste der größten US-Gesellschaften.
Die WorldCom-Aktien sind auf nur noch neun Cent abgestürzt. Sie sind damit insgesamt nur noch 267 Millionen Dollar wert gegenüber 50 Milliarden Dollar vor 16 Monaten.
Es wird ein WorldCom-Konkursantrag im Rahmen des Kapitel Elf des US-Konkursrechtes erwartet. Ein solches Insolvenzverfahren würde unter strikter Aufsicht eines Konkursrichters temporären Schutz vor den Gläubigern bieten und die Weiterführung der WorldCom-Geschäfte ermöglichen. Dann müsste ein Entschädigungsplan mit den gesicherten und den ungesicherten Gläubigern ausgehandelt sowie ein geschäftlicher Sanierungsplan vorgelegt und vom Konkursrichter abgesegnet werden.
WorldCom soll nach unbestätigten Wall-Street-Berichten neue Kreditmittel in Höhe von etwa zwei bis 2,5 Milliarden Dollar mit den US-Großbanken J.P. Morgan Chase und Citigroup sowie dem Finanzdienstleister GE Capital arrangiert haben. Diese Institute hätten dann mit anderen "gesicherten Gläubigern" im Zuge eines WorldCom-Konkursverfahrens Vorrang vor den Besitzern von WorldCom-Anleihen im Wert von 30 Milliarden Dollar und sonstigen ungesicherten Gläubigern.
WorldCom hat nur noch einige hundert Millionen Dollar in der Kasse. Deshalb sind neue Milliardenkredite selbst für ein Konkursverfahren dringend notwendig, um die Geschäfte weiter betreiben zu können.
WorldCom hatte mit Hilfe von Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar tatsächliche Verluste für das Jahr 2001 und das erste Quartal dieses Jahres in einen fiktiven Milliardengewinn verwandelt. Die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat WorldCom verklagt. Die SEC und mehrere Kongressausschüsse untersuchen das Unternehmen.
Die WorldCom-Hauptkonkurrenten AT&T und Sprint erhoffen sich einen Massenzulauf von WorldCom-Kunden. WorldCom ist auch der weltgrößte Internet-Netzwerkbetreiber. 17000 der rund 85000 WorldCom-Mitarbeiter werden nach Hause geschickt. Wie viele folgen werden, vermag niemand zu sagen.
Zur Entwicklung bei WorldCom siehe auch:
- WorldCom droht Insolvenz
- WorldCom schummelte länger als bislang gedacht
- Ehemaliger WorldCom-Finanzchef belastet Bernie Ebbers
- Der Einfluss von WorldCom auf die Internet-Backbones
- WorldCom zahlt MCI-Aktionären keine Dividende
- Banken ziehen neuen WorldCom-Kredit in Erwägung
- Bernie Ebbers will nicht Schuld am WorldCom-Skandal sein
- US-Politiker im WorldCom-Dickicht
- WorldCom-Anleger hoffen auf Gläubigerschutz
- WorldCom im März 2003 vor Gericht
- WorldCom-Chef schließt weitere Entlassungen nicht aus
- Zeugin belastet WorldCom
- Chef der US-Börsenaufsicht über WorldCom erzürnt
- WorldCom-Aktien um 93 Prozent abgestürzt
- WorldCom-Spitzenmanager müssen vor US-Kongress aussagen
- WorldCom im Skandalstrudel
- George W. Bush über Bilanzmanipulationen bei WorldCom empört
- WorldCom mit Falschbuchungen von 3,85 Milliarden Dollar
- Krise bei WorldCom könnte 16.000 Jobs kosten
- WorldCom-Chef Ebbers ist zurückgetreten
(dpa)/ (tol)