LKW-Maut: Ein Ticket für Stolpe

Mit dem Kauf eines Maut-Tickets durch Verkehrsminister Manfred Stolpe sind am heutigen Mittwoch die rund 3700 Terminals des deutschen Mautsystems für den Schwerlastverkehr freigeschaltet worden.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit dem Kauf eines Maut-Tickets durch Verkehrsminister Manfred Stolpe an der Raststätte Michendorf Nord (A10) sind am heutigen Mittwoch die rund 3700 Terminals des deutschen Mautsystems für den Schwerlastverkehr freigeschaltet worden. Gleichzeitig ist unter www.maut.toll-collect.de das Internet-Buchungssystem an den Start gegangen. Drei Tage vor dem offiziellen Start des Maut-Systems können damit Fahrten für LKW ohne OBU (On-Board-Unit) vorgebucht werden. Zuvor hatte die Bundesanstalt für Straßenwesen eine neue Fassung der Mauttabelle und eine erheblich erweiterte Hilfe im Internet veröffentlicht, die erstmals die mautfreien Autobahnabschnitte auflistet.

Die richtige Netzlast für das Mautsystem wird indes erst in der Nacht vom 2. auf den 3. Januar erwartet, wenn das Wochenend-Fahrverbot aufgehoben wird. Zu diesem Termin hat das Maut-Konsortium Toll Collect Tausende von Mauthelfern abgestellt, die ab 22:00 Uhr bei der Einbuchung am Terminal helfen sollen. Rund 100 zusätzliche Terminals zu den 3600 fest installierten sollen mögliche Engpässe beseitigen. Für den Fall, dass sich die LKW an einem Terminal stauen, stehen Umgebungskarten mit den Standorten weiterer Terminals bereit. Parallel dazu haben etliche Polizeibehörden angekündigt, Behinderungen des fließenden Verkehrs durch parkende LKW vor Terminals sofort aufzulösen.

Die Maut gilt für LKW mit einem Gesamtgewicht über zwölf Tonnen. Von der Maut befreit sind Fahrzeuge von Polizei, Bundeswehr, den Straßenbaubehörden und Hilfsorganisationen sowie Zirkus- und Schausteller-Gespanne. Fahrzeuge ohne OBUs müssen sich an vorgebuchte Routen halten. Über Dienstleister können die Fahrer die Mautbuchung auch in kleine Streckenabschnitte aufteilen lassen. Die manuelle Buchung bringt es mit sich, dass Fahrer genauer rechnen müssen, wo sie ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten (täglich zwölf Stunden am Stück oder Teilung in vier plus acht Stunden) verbringen. Da die manuelle Buchung der Maut an ein Zeitlimit gekoppelt ist, nach dessen Ablauf die gebuchte Strecke ungültig wird, empfiehlt Toll Collect den Fahrern, Strecken nur bis zu einem Ruhepunkt zu buchen. Ob für OBU-lose LKW auch wirklich korrekt bezahlt wurde, wird mit den Tollchecker-Mautbrücken überprüft, die wechselseitig scharf geschaltet werden. Eine durchgängige Prüfung über die Mautbrücken ist allerdings nicht vorgesehen, da diese eine Datenflut erzeugen würde, die das zentrale Rechenzentrum überfordet.

Mit Beginn der Maut wird nach Einschätzung des ADAC der Schwerverkehr auf einigen Bundesstraßen zunehmen. Insbesondere die B5 von Frankfurt/Oder nach Hamburg, die B13 von München nach Würzburg, die B3 und B27 auf der Strecke Hamburg-Hannover-Fulda sowie die B213/E233 von Cloppenburg nach Nordhorn und Emmen in den Niederlanden sollen zu den betroffenen Straßen gehören. In München dürfte die um die halbe Stadt führende B471 sowie der Mittlere Ring (jedoch nur zu Nachtzeiten) zu den "Sparstrecken" gehören.

Ausführliche Informationen zum aktuellen Stand des Toll-Collect-Systems bringt c't in der Ausgabe 02/05, die ab 10. Januar im Handel erhältlich ist.

Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:

(Detlef Borchers) / (pmz)