LKW-Maut: Generalprobe beendet, Countdown läuft weiter
Das Bundesamt für Güterverkehr muss nun bis zum 15. Dezember entscheiden, ob die erste Stufe der LKW-Maut am 1. Januar 2005 gestartet werden kann.
Mit dem November geht auch die Generalprobe für das satellitengestützte Maut-System von Toll Collect zu Ende. Was folgt, ist ein Gutachten über den Verlauf der Generalprobe, das die bestellten Sachverständigen dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) übergeben. Dieses Amt muss bis zum 15. Dezember entscheiden, ob die erste Stufe der LKW-Maut am 1.1.2005 gestartet werden kann.
Toll Collect selbst gibt sich zuversichtlich: Man habe eine Zuverlässigkeitsrate von 99 Prozent erzielt und damit die Vorgaben des Verkehrsministeriums erfüllt, heißt es in Berlin. Diese Zuverlässigkeitsangabe bezieht sich auf die On-Board-Units (OBUs), die für die automatische Mautabbuchung in den LKW eingebaut sind. Nach Auskunft von Toll Collect sind 344.000 OBUs bestellt worden, 326.000 ausgeliefert und 218.000 bereits dabei, die Maut dem Fahrer anzuzeigen. Ursprünglich war geplant, die Maut mit eingebauten 500.000 OBUs zu starten.
Nach Angaben des BAG fahren täglich zirka 800.000 LKW über 12 Tonnen durch Deutschland. Sie werden in Zukunft durchschnittlich 65 Cent pro Kilometer entrichten müssen -- der genaue Betrag hängt von der Achszahl und der Schadensklasse der LKW ab. Zieht die Zahl der eingebauten OBUs im Dezember nicht drastisch an, werden etwa 500.000 LKW die Maut über das Internet vorbuchen müssen oder an einem der 3600 Maut-Terminals ein Ticket für die jeweilige Route erwerben. Rund um die Maut wird daher ein Zusatzgeschäft entstehen, bei dem Buchungs-Dienstleister wie euro maut services oder auch digipen maut connect Strecken buchen. Auftrieb verspüren auch Firmen wie die COS GmbH oder Dr. Malek Software, die Systeme zur Mautkontrolle anbieten.
Spediteure misstrauen unterdessen der von Toll Collect angegebenen Genauigkeit von 99 Prozent. Auch die österreichische LKW-Maut war mit einer derartigen Zuverlässigkeit gestartet, doch sollen dort nach Angaben des österreichischen Mautkritikers Günther Kräuter (SPÖ) täglich zwischen 14.000 und 17.000 Fehlbuchungen auftreten.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- LKW-Maut: Schwarzfahren oder mit dem Handy zahlen
- Call Center soll Maut-Start erleichtern
- LKW-Maut: Test erfolgreich, Gebühren zu niedrig
- Nicht alle sind Engel
- Speditionen sehen keinen Grund zur Verschiebung
- "Frühstart" der Maut in der Kritik
- LKW-Maut schafft vorübergehend Arbeitsplätze
- Unerwarteter Auslandsfehler
- Sperrminorität gegen einheitliche EU-Maut erfolgreich
- Toll Collect stottert ab
- Bremsklotz aus Brüssel
- Generalprobe vorzeitig gestartet
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- Ein Tipp der Spediteure
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- 2500 OBU pro Tag
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- Stolpe kündigt Toll Collect
- LKW-Maut oder Maut für alle
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- Von Österreich lernen
(Detlef Borchers) / (pmz)