LKW-Maut: Optimismus für den Start und menschliche Hilfe für die Fahrer

Dienstleister starten Programme, um die Mauteinbuchung bei Callcentern zu ermöglichen; derweil gibt sich Manfred Stolpe optimistisch für den Start der LKW-Maut und droht mit einer Bundesstraßen-Maut.

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Von
  • Detlef Borchers

"Niemand braucht an Sprachautomaten oder Mautterminals zu verzweifeln": Mit dieser Aussage stellte heute die Callcenter-Gruppe walter TeleMedien in Berlin ihr Angebot tolldirect vor. Unter einer europaweit einheitlichen Rufnummer können LKW-Fahrer ihre Touren auf dem bald mautpflichtigen deutschen Autobahnnetz in 10 Sprachen buchen, umbuchen oder stornieren. Im Unterschied zum zuvor gestarteten Maut-Dienstleister euro maut services setzt tolldirect nicht auf Sprachautomaten und Buchungsskripte, sondern auf speziell auf die Maut hin geschultes Personal. 700 Callcenter-Agenten sollen eigens für die Maut ausgebildet worden sein. Menschen aus Fleisch und Blut, die fast alle 2213 Anschlussstellen kennen, sollen nach Darstellung von tolldirect in den Callcentern in Frankfurt/Oder, Berlin und Ettlingen für die Anrufe von Fahrern zur Verfügung stehen und den Computer ersetzen. Rund um die Uhr will tolldirect dabei neben den vier Sprachen der Terminals die Buchung auf Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Holländisch, Tschechisch und Russisch gewährleisten. Eine Registrierung vorab soll für den Dienst nicht erforderlich sein. Wer anruft, zahlt neben der Maut nur die Telefongebühr von 99 Cent; die Abrechnung erfolgt über Kreditkarte oder Lastschrift.

Unterdessen wird von offizieller Seite weihnachtlich gestimmte Zuversicht über die LKW-Maut verbreitet. In einem Interview mit dem Magazin Focus hatte Verkehrsminister Stolpe erklärt, dass er an einen problemlosen Start der LKW-Maut glaube. Überdies meinte Stolpe im Ausland einen völligen Stimmungsumschwung zu spüren, der dazu beitragen könnte, das deutsche Mautsystem zu einem Exportschlager zu machen: "Bei Gesprächen mit Nachbarländern wie Niederlande, Dänemark, Schweden, Tschechien, Frankreich und Großbritannien stelle ich wachsendes Interesse am deutschen System fest." Im Gespräch mit dem Magazin drohte Stolpe den Fahrern, dass man bei einem kostensparenden Abweichen von den Autobahnen auch für Bundesstraßen eine Gebühr erheben werde. Dabei verschwieg er jedoch, dass ein solches variables Road Pricing erst mit der zweiten Stufe der LKW-Maut möglich ist, die nicht vor 2006 gestartet werden kann. Erst bei dieser Ausbaustufe kann das vermautete Straßennetz dynamisch aktualisiert werden.

Gegenüber dpa betonte Christoph Bellmer, Geschäftsführer des Maut-Konsortiums Toll Collect, dass die Befürchtungen von langen Staus an den nunmehr installierten 3700 Mautterminals grundlos seien. Nach den Worten von Bellmer hat der Mauteinnehmer 50 Mautstellen ausgemacht, an denen es zu längeren Wartezeiten zwischen 15 und 20 Minuten kommen kann. Sie liegen vor allem an den Grenzübergängen. Toll Collect werde zum Start 5200 Helfer an den Terminals postieren, die derzeit gesucht und ausgebildet werden. Menschen aus Fleisch und Blut sollen den Fahrern den Umgang mit den Terminals erleichtern.

Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)