Elektronische Gesundheitskarte: Unzufriedene Ärzte - Zufriedenheit im Ministerium
Während man im Bundesgesundheitsministerium die ersten Tests der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) als gelungen bezeichnet, gibt es weiteren Protest aus den Reihen der Ärzteschaft. Die genauen Kosten für die eGK-Einführung sind immer noch nicht klar.
Die Freie Ärzteschaft möchte Bundeskanzlerin Angela Merkel eine plakatgroße Krankenkarte schenken, die einer Gesundheitskarte nachempfunden ist. Ein Bundesadler mit Hörrohr macht dabei die Meinung dieser Ärzteorganisation deutlich, die die eGK als "Staatsbespitzelungskarte" bezeichnet. In einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin heißt es dazu: "Die Menschen wollen keine zentrale Datenverarbeitung intimer Daten. Machen Sie das menschliche und gesundheitliche Wohl der Menschen zu Ihrer Chefsache, Frau Merkel." Weiter wird im Offenen Brief ausgeführt, dass die Freie Ärzteschaft die Kosten/Nutzenanalyse zur Einführung der eGK anzweifele, dass es bei den Ärzten verfassungsrechtliche Bedenken zum Einsatz der Karte gebe und dass mit der Gesundheitskarte das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient gestört werde.
Unterdessen sieht das Bundesgesundheitsministerium die eGK auf einem guten Weg. Der für die Einführung der eGK zuständige Staatssekretär Klaus Theo Schröder betonte heute in Berlin, dass die Tests in Schleswig-Holstein und Sachsen bisher reibungslos laufen würden. Nach seiner Aussage ist die Regierung mit dem Ablauf der Tests zufrieden. Die Bedenken der Ärzte wies Schröder erneut zurück und erklärte die verschiedenen Boykottandrohungen und -aufrufe für nicht gerechtfertigt. Seiner Meinung nach brauche niemand Besorgnis zu haben. Schröders positive Stellungnahme zu den beiden bisher aktiven Testregionen ist darum wichtig, weil in der nächsten Woche die Tests in den ausgewählten Regionen von Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg anlaufen. Danach kommen Niedersachsen und Rheinland-Pfalz an die Reihe. Insgesamt sollen in dieser 10.000er-Testphase 80.000 Karten ausgegeben werden. Danach folgt in der offiziellen Zeitrechnung der Gematik die 100.000er-Phase, ehe die allgemeine Ausgabe der eGK angesetzt werden kann.
Offiziell werden die Kosten für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte auf 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro beziffert. Unter Berufung auf Regierungskreise meldet "Euro am Sonntag" in seiner kommenden Ausgabe, dass die Produktion der Karte selbst deutlich günstiger als erwartet ausfallen wird. Ursprüngliche Kalkulationen mit Preisen zwischen fünf und zehn Euro seien inzwischen hinfällig. Nach neuen Schätzungen in Regierungskreisen sollen die Karten unter 2 Euro kosten, so das Finanzblatt. Da insgesamt 80 Millionen Karten ausgegeben werden sollen, macht sich der Preisverfall bei der Kartenproduktion in der Gesamtrechnung bemerkbar. Die Karten sind allerdings nicht der teuerste Faktor in der Kalkulation.
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(Detlef Borchers) / (pmz)