Von der Windows-Firma zu Microhoo/Yoogle und zurück

Microsoft macht nach der Absage der Yahoo-Übernahme auch seine ursprüngliche Vorbereitungen für eine feindliche Übernahme rückgängig. Derweil meint man bei Google, sich vorsichtig weiter an Yahoo annähern zu wollen.

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Von
  • Jürgen Kuri

So richtig einig scheint man sich bei Microsoft ja noch nicht zu sein, wie das nun mit den eigenen Internetplänen nach der geplatzten Übernahme von Yahoo weitergehen soll: Macht man im Vertrauen auf die eigene Kraft (und die nicht zu unterschätzenden finanziellen Ressourcen) alleine weiter? Versucht man, weitere Firmen zu übernehmen und mit großen Brocken wie Facebook gleich mit Aplomb das Scheitern bei Yahoo wettzumachen? Oder konzentriert man sich etwa auf das Stammgeschäft mit Windows und Office und versucht, mit kleineren Firmenübernahmen und Kooperationen eine Internetfassung um diese Kronjuwelen des Microsoft-Geschäfts zu basteln? Eine Facebook-Übernahme würde für Microsoft durch das eigene frühere Investment teuer, und ob das rasant gewachsene Web-2.0-Startup zu dem mittlerweile recht trägen Koloss Microsoft passt, darf man mit Fug und Recht bezweifeln. Es im heutigen Internet mit seinen interaktiven Web-2.0-Anwendungen und Social Networks alleine zu versuchen, damit hat Microsoft aber auch keine so richtig guten Erfahrungen gemacht, konnte der Konzern doch mit MSN und Windows Live kaum einen Blumentopf gewinnen.

Eines aber wird derzeit deutlich: Microsoft macht auch seine ursprünglichen Vorbereitungen für eine feindliche Übernahme von Yahoo wieder rückgängig. Die von Microsoft als mögliche Interessensvertreter im Yahoo-Verwaltungsrat vorgesehenen Personen seien schriftlich informiert worden, dass die Aufgabe nun hinfällig sei, berichtete das Wall Street Journal. Dies sei ein weiteres Anzeichen, dass der Softwareanbieter seine Entscheidung, die Übernahme von Yahoo nicht weiter zu verfolgen, vorerst nicht ändern werde.

Microsoft hatte mehrfach gedroht, über den Verwaltungsrat eine Übernahme auch gegen den Widerstand der Yahoo-Spitze zu erzwingen. Am vergangenen Wochenende zog der Konzern dann aber sein zuletzt noch einmal erhöhtes Angebot überraschend zurück. Die Parteien hatten sich nicht auf einen Preis einigen können. Seitdem wird allerdings immer wieder über einen neuen Anlauf spekuliert, den Microsoft zur Yahoo-Übernahme unternehmen könnte. Eine Reihe von Yahoo-Großaktionären ist über die Weigerung von Yahoo sehr verärgert. Einige Anteilseigner klagten bereits gegen das Unternehmen und fordern Schadensersatz. Yahoo-Chef und -Gründer Jerry Yang ruderte daher in der Öffentlichkeit auch schon etwas zurück. Er zeigte sich weiter offen für neue Offerten und machte Microsoft für das Scheitern der bisherigen Verhandlungen verantwortlich: "Wir haben nicht gesagt, dass wir die Position 'Nimm es oder lass es' vertreten und nicht weiter verhandeln würden. Wir wollten diese Transaktion wirklich durchführen, und nun sind sie abgezogen."

Derweil könnten sich Yahoo und Google doch noch näherkommen, nachdem erste euphorische Mitteilungen über erfolgreiche Tests einer Zusammenarbeit bei Online-Anzeigen vor allem als Schuss vor den Bug Microsofts erschienen. Nun erneuert Google selbst die Hoffnungen, Yahoo könne durch eine Zusammenarbeit mit dem Suchmaschinenprimus einen Teil seiner Probleme vor allem im Online-Anzeigengeschäft in den Griff bekommen. "Wir haben mit Yahoo gesprochen und sind sehr darauf gespannt, mit ihnen zusammenarbeiten zu können", meinte Google-Mitgründer Sergey Brin im Umfeld der Hauptversammlung des Internetkonzerns. Und Google-Chef Eric Schmidt erneuerte die Hinweise, der Koopeartionstestlauf zwischen Google und Yahoo sei erfolgreich gewesen, allerdings könne man noch keine Vereinbarung über eine weitere Zusammenarbeit verkünden. Weitere Informationen, ob es denn derzeit Verhandlungen über eine erweiterte Zusammenarbeit gibt und wie weit diese möglicherweise schon gediehen sind, gibt es derzeit aber von beiden Seiten nicht.

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(jk)