Der Druck auf Yahoo steigt, der Konzern wehrt sich

Nicht nur Carl Icahn, auch ein Hedge-Fonds will Yahoo zum Verkauf an Microsoft zwingen. Yahoo weist derweil Kritik an der Unternehmenspolitik zurück.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Internetportal- und Suchmaschinen-Betreiber Yahoo kommt nach seinem Nein zur Milliardenübernahme durch Microsoft und dem Rückzug des Übernahmeangebots durch den Softwarekonzern immer mehr unter Druck. Neben dem streitbaren US-Milliardär Carl Icahn ist laut dpa auch ein Hedge-Fonds bei Yahoo eingestiegen und unterstützt den offenen Machtkampf gegen die Konzernspitze. Die aggressiven Investoren wollen das Unternehmen doch noch zum Verkauf an Microsoft zwingen.

Yahoo wies unterdessen die Kritik Icahns scharf zurück. Seine Vorwürfe spiegelten ein grundlegend falsches Verständnis der Fakten wider, schrieb Verwaltungsratschef Roy Bostock in einem offenen Brief an den US-Milliardär. Icahns am selben Tag angekündigter Plan zur Neubesetzung des Verwaltungsrates mit eigenen "handverlesenen Kandidaten" sei nicht im besten Interesse der Yahoo-Aktionäre, hieß es in dem Schreiben. Yahoo sei weiter zur Prüfung eines höheren Angebots auch von Microsoft bereit. "Aber derzeit liegt keine Kaufofferte auf dem Tisch", schrieb Bostock. Die Übernahme war vor knapp zwei Wochen im Streit um den Preis spektakulär geplatzt. Bostock betonte in dem Brief, Yahoo hätte einer Übernahme für 37 Dollar je Aktie statt der von Microsoft gebotenen 33 Dollar zugestimmt; der derzeitige Verwaltungsrat unter Leitung von Yahoo sei die am besten qualifizierte Gruppe, den Wert der Firma für die Aktionäre zu steigern. Dies sei auch während der Verhandlungen mit Microsoft das primäre Ziel gewesen.

Die Yahoo-Führung habe mit ihrer Ablehnung einer Übernahme durch Microsoft das Vertrauen der Aktionäre verloren, schrieb Icahn dagegen an den Yahoo-Verwaltungsrat. Er werde seine Beteiligung an Yahoo weiter massiv aufstocken, kündigte Icahn an, der derzeit 4,2 Prozent der Anteile an Yahoo hält. Icahn plant den Kauf von Yahoo-Aktien für insgesamt 2,5 Milliarden Dollar. Bereits in den vergangenen Tagen habe er rund 59 Millionen Aktien erworben, was bereits über eine Milliarde Dollar gekostet haben dürfte.

Der Hedge-Fonds Paulson & Co hat inzwischen an der Seite Icahns ebenfalls gegen die Yahoo-Spitze Stellung bezogen. Er besitzt nach einer Mitteilung an die Börsenaufsicht vom Donnerstag 50 Millionen Yahoo-Aktien und damit einen Anteil von etwa 3,6 Prozent. Paulson kündigte Rückendeckung für Icahn bei der am 3. Juli anstehenden Wahl des Verwaltungsrates an. Über das Gremium könnten die Investoren Yahoo-Chef Jerry Yang zur Annahme des Angebots drängen oder dessen Ablösung betreiben. Yahoo wiederum könnte den Kritikern als Kompromiss einige Sitze im Verwaltungsrat anbieten, um eine totale Konfrontation abzuwenden. Icahn erreichte mit seinen harten Methoden bereits bei einer Reihe von Unternehmen Fusionen und Verkäufe. Wie sich allerdings Microsoft zu den Aktionen der Investoren bei Yahoo stellt, wie die weitere Strategie des Konzerns aussieht und ob man überhaupt noch an einer möglicherweise feindlichen Übernahme von Yahoo interessiert ist, dazu ist derzeit aus dem Microsoft-Headquarter Redmond nur dröhnendes Schweigen zu hören.

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(jk)