Dringend gesucht: IT-Fachkräfte

Bundesweit gibt es rund 43.000 offene IT-Stellen, meint der Bitkom und und erneuert u. a. die Forderung nach Fachkräftezuzug und Reformen im Bildungswesen.

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Von
  • Jürgen Kuri

IT-Fachkräfte sind zurzeit gefragt. Bundesweit gibt es rund 43.000 offene Stellen. Davon entfallen 18.000 auf die IT-Branche selbst und 25.000 auf Wirtschaftszweige, in denen Informations- und Kommunikationstechnik zum Einsatz kommt. Das sind die Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Dafür wurden rund 600 ITK-Unternehmen und 800 Firmen anderer Branchen befragt. Die Berufsaussichten für IT-Fachkräfte seien so gut wie seit Jahren nicht mehr, sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

60 Prozent der IT-Unternehmen suchten zusätzliche Mitarbeiter, vor allem hoch qualifizierte Software-Entwickler und IT-Manager, heißt es beim Bitkom. 25 Prozent der IT-Unternehmen mit offenen IT-Stellen mussten laut der Umfrage Aufträge ablehnen, weil sie keine geeigneten Mitarbeiter gefunden haben. Nach Bitkom-Schätzung kosten unbesetzte Stellen die ITK-Unternehmen in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro.

"Das deutsche Bildungssystem kann den aktuellen Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften in vielen Bereichen nicht mehr decken", gab sich Scheer alarmiert und forderte erneut Fachkräftezuwanderung sowie ein verbessertes Bildungswesen: "Die Reformen in der Bildungs- und Zuwanderungspolitik müssen konsequent fortgesetzt werden." Das bestehende Zuwanderungsgesetz sei zu restriktiv. Für das Bildungswesen hatte der Bitkom zuvor schon seine Vorstellungen formuliert und unter anderem die Einführung eines Schulfachs Informatik gefordert sowie die intensivere Nutzung von Computern in allen Schulfächern und die Förderung des Interesses von Mädchen an technischen Berufen.

Der Fachkräftemangel werde ein wichtiges Thema beim zweiten nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung am kommenden Montag in Hannover sein, betonte Scheer. In dem Zusammenhang erklärte auch Jürgen Wuermeling, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, die Lücke sei im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen. Ein nicht unerheblicher Teil des Wachstums könne nicht realisiert werden, betonte Wuermeling laut der Tageszeitung Die Welt und sprach von einem "fast schon dramatischen" Problem. Der Fachkräftemangel könne nicht nur über gelockerte Regelungen für die Zuwanderung mittel- und osteuropäischer Experten gelöst werden, auf die sich die Koalition verständigt hat. Nötig seien auch Eigeninitiativen der Wirtschaft. Zudem müssten mehr ältere IT-Experten mobilisiert und mehr Frauen für die Branche gewonnen werden.

Siehe in diesem Zusammenhang auch:

  • In Aufbruchstimmung, Ansprüche der Informatikstudierenden an die Berufswelt, c't 21/07, S. 97
  • Gefühlter Mangel, Wie viele Informatiker braucht die Wirtschaft?, c't 16/07, S. 78

Zum Thema Ausbildung und Beruf beziehungsweise zu den gegenwärtigen Klagen vieler Branchen über Fachkräftemangel siehe auch:

Siehe auch:

  • heise jobs, Stellenanzeigenbörse sowie aktuelle Berichterstattung und Hintergrundartikel zum Arbeitsmarkt, der Ausbildungssituation und den Gehaltsstrukturen der Hightech-Branchen

(jk)