LKW-Maut: Call Center soll Maut-Start erleichtern
Bislang wurde der Einsatz von Call Centern heruntergespielt, weil die Nachricht Spediteure animieren könnte, weniger OBUs einzubauen. Doch nun wird bekannt, dass die Deutsche Telekom ihre Call-Center-Aktivitäten ausbaut.
Die Deutsche Telekom baut ihre Call-Center-Aktivitäten aus, um den Maut-Betreiber Toll Collect als Neukunden bedienen zu können. So will die Telekom die Zahl der Mitarbeiter ihrer Center von 2200 auf 3000 erhöhen. Die Beschäftigten sollen dabei von der Telekom-Auffanggesellschaft Vivento Customer Services kommen, berichtet der Bonner Generalanzeiger.
Schon im Oktober hatte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe öffentlich darüber nachgedacht, den Start der Maut durch die Einrichtung von Call Centern abzufedern. In der Anfangsphase, in der noch nicht genügend On Board Units (OBU) in den LKW die automatische Abrechnung der Maut übernehmen, soll es möglich sein, dass OBU-lose LKW-Fahrer sich über das Handy einbuchen und damit die Schlangen vor den Maut-Terminals an Tankanlagen vermeiden können. Bislang wurde der Einsatz von Call Centern heruntergespielt, weil die Nachricht Spediteure animieren könnte, weniger OBUs einzubauen. Derzeit sollen alle Werkstätten hart an der Einbau-Kapazitätsgrenze von 25.000 OBU arbeiten, die zwischen Toll Collect und den Werkstätten vertraglich festgelegt wurde.
Neben dem Einsatz einer OBU, der Internet-Buchung, dem Eintippen der Fahrt an Maut-Terminals und dem Gespräch mit Call Centern könnten sich weitere Verfahren etablieren. So berichtet das Bremer Systemhaus Bendit in einer aktuellen Pressemeldung von einer breiten Unterstützung für sein System digipen maut connect, bei dem der Fahrer mit einem Digitalstift die Fahrroute in ein Formular eingibt, das die automatische Mautanmeldung besorgen soll. Nach der Pressemeldung sollen Accenture, Arvato und Nokia die Markteinführung dieser Mautzahlungsmethode begleiten.
Neben den Zahlungsalternativen etabliert sich Zubehör rund um die Maut. Während Mautrechner in Logistikprogrammen bereits zum Standard gehören und die jeweils billigsten Fahrtstrecken ausgeben, steigt die Nachfrage nach Mautprüfern. So bietet die Dresdner Dr. Malek Software mit ihrer Telematiklösung M-Fleet ein eigenständiges OBU-System an, das ein Maut-Prüfprotokoll erstellt und die errechneten Beträge in Fahrerhaus zurückschickt. Auf diese Weise sollen Unstimmigkeiten noch während der Tour bemerkt werden können.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- LKW-Maut: Test erfolgreich, Gebühren zu niedrig
- Nicht alle sind Engel
- Speditionen sehen keinen Grund zur Verschiebung
- "Frühstart" der Maut in der Kritik
- LKW-Maut schafft vorübergehend Arbeitsplätze
- Unerwarteter Auslandsfehler
- Sperrminorität gegen einheitliche EU-Maut erfolgreich
- Toll Collect stottert ab
- Bremsklotz aus Brüssel
- Generalprobe vorzeitig gestartet
- Tanz um den Schadensersatz
- Der Start ist geregelt
- Schwarzer Peter gesucht
- Einbauwille mangelhaft
- Ein Tipp der Spediteure
- Höhere Abgaben im Gespräch
- Münchner Grüne wollen City-Maut mit RFID-Technologie
- Für PKW-Maut nur bedingt geeignet
- Alles neu macht der Mai
- 2500 OBU pro Tag
- Auf ein Altes
- Nach der Maut: Fahrtenschreiber schreiben nicht
- Das beste System wird besser
- Auf ein Neues
- Stolpe kündigt Toll Collect
- LKW-Maut oder Maut für alle
- Europpass lockt mit Go-Box für Deutschland
- Mautsystem in Österreich lief ohne Probleme an
- Die europäische Perspektive
- Von Österreich lernen
(Detlef Borchers) / (anw)