Medien: Verdacht auf weitere Schmiergeldzahlungen bei Siemens

Nach Berichten vom Wochenende sind bei Siemens offenbar auch im Zusammenhang mit einem Kraftwerksbau in Indonesien Schmiergelder in Millionenhöhe geflossen. Auch das China-Geschäft steht unter Korruptionsverdacht.

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Dem Siemens-Konzern drohen einem Bericht des Spiegel zufolge neue Enthüllungen über Schmiergeldzahlungen in der Kraftwerkssparte. Wie das Nachrichtenmagazin in seiner kommenden Ausgabe berichtet, legen interne Dokumente den Verdacht nahe, dass auch im Zusammenhang mit einem Kraftwerksbau in Indonesien Schmiergelder in Höhe von fast 20 Millionen Euro geflossen sein könnten. Die Gelder sollen aus einem geheimen Depot im Fürstentum Liechtenstein stammen. Die Wirtschaftswoche berichtet unterdessen, etwa die Hälfte des Siemens-Geschäfts in China sei von Bestechung beeinflusst.

Siemens habe Ende der 90er Jahre zusammen mit Partnern aus Großbritannien und Indonesien ein Kohlekraftwerk auf der Insel Java bauen und betreiben sollen. Der Vertrag mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden US-Dollar war im April 1995 unter den Augen des damaligen Kanzlers Helmut Kohl (CDU) und des indonesischen Diktators Suharto unterzeichnet worden. Später habe ein mit dem Projekt Vertrauter Manager den Deal als Auswuchs der korrupten Gepflogenheiten des Suharto-Clans bezeichnet; die Firma eines Sohnes des Diktators habe 15 Prozent an der Betreibergesellschaft des Kraftwerks erhalten. Siemens habe damals beteuert, bei dem Kraftwerksbau sei alles korrekt abgelaufen.

Neue aufgetauchte Unterlagen lassen laut Spiegel nun Zweifel an dieser Version aufkommen. Zwischen Februar 1998 und Dezember 1999 seien aus der Siemens-Kasse rund 19,7 Millionen Euro auf das Konto 220030 bei der Neuen Bank in Vaduz geflossen, mit dem Verwendungszweck: "Neutrale Zahlung". Intern seien die 15 Überweisungen jedoch unter "Paiton Indonesien" verbucht worden. Siemens wollte sich mit Blick auf die laufenden Verfahren gegenüber dem Magazin dazu nicht äußern.

Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche steht etwa die Hälfte der Siemens-Geschäfte in China unter Verdacht. Die Zeitung schreibt in ihrer neuesten Ausgabe unter Berufung auf Unternehmenskreise, dies hätten die internen Ermittler der mit der Untersuchung des Skandals beauftragten US-Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton festgestellt. China ist der wichtigste Wachstumsmarkt für Siemens. Für die vermutete Korruption sollen die mächtigen Chefs der Siemens- Landesgesellschaften verantwortlich sein. Sie agierten autonom von der Zentrale in München und arbeiten mit zahlreichen selbstständigen Agenten und Vermittlern. Rund 90 Prozent des Geschäftes in China werde über diese Mittelsmänner abgewickelt, habe ein Siemens-Manager dem Blatt gesagt.

Siemens wollte auch dazu nicht äußern. Vor knapp einer Woche war bekannt geworden, dass es in der Siemens-Schmiergeld-Affäre fragwürdige Zahlungen in Höhe von fast 900 Millionen Euro gegeben habe und nicht wie bisher angenommen lediglich rund 420 Millionen Euro.

Siehe zur Siemens-Affäre auch: