Bericht: Siemens feuert ehemaligen Korruptionswächter

Der neue Siemens-Chef Peter Löscher greift einem Bericht des Spiegel zufolge durch und lässt dem ehemaligen Chefjuristen und Korruptionswächter des Konzerns die Kündigung zustellen, nachdem der nicht freiwillig das Feld räumen wollte.

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Der neue Siemens-Chef Peter Löscher und Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Cromme greifen in der den Konzern seit Monaten belastenden Korruptionsaffäre jetzt bei einem belasteten Manager durch. Der ehemalige Chef der Antikorruptionsabteilung Albrecht Schäfer soll in diesen Tagen seine Kündigung erhalten, berichtet der Spiegel in seiner kommenden Ausgabe. Zuvor sollen Versuche gescheiter sein, Schäfers Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen. Im Mai hatte es erste Berichte gegeben, der Konzern wolle sich von dem Juristen trennen.

Den Ermittlern in der Affäre waren Zweifel gekommen, ob Schäfer vor seiner Ablösung als Korruptionswächter im Dezember 2006 Vorstand und Aufsichtsrat immer rechtzeitig und umfassend über Schmiergeld-Verdachtsfälle informiert hatte. Schäfer wehrt sich gegen die Vorwürfe und betont, sich immer korrekt verhalten zu haben. Schäfers Erklärung, den Aufsichtsrat über die verdächtigen Zahlungen informiert zu haben, haben Mitglieder des Gremiums zurückgewiesen. Sollte Schäfer jetzt gegen eine mögliche Kündigung klagen, dürften seine angeblichen Pflichtverletzungen in dem Verfahren eine wichtige Rolle spielen, berichtet das Magazin.

Zum Beispiel als Ende 2004 dubiose Konten der Siemens-Kommunikationssparte in Liechtenstein aufzufliegen drohten. In einem Vermerk der Compliance-Abteilung vom 30. Dezember 2004 heißt es laut Spiegel: "Es ist wahrscheinlich, dass in Kürze Ermittlungsergebnisse verschiedener Behörden bzgl. Konten in Liechtenstein bekannt werden. Vor diesem Hintergrund besteht Gesprächsbedarf." Auf dem Papier habe Schäfer handschriftlich an seinen Chef, Personalvorstand Jürgen Radomski, notiert: "Wir bilden da – prophylaktisch – einen inoffiziellen Krisenstab.“ Der fünfköpfige Prüfungsausschuss sei bei dessen Sitzung Ende Januar 2005 nicht über die heiklen Liechtensteiner Ermittlungen informiert worden, sondern erst am 25. April 2005 in Kenntnis gesetzt worden.

Siehe zur Siemens-Affäre auch: