Merkel schaltet sich bei Qimonda ein

In die schwierigen Verhandlungen um einen möglichen Rettungspakt für den angeschlagenen Chiphersteller hat sich am Donnerstag auch die Bundesregierung eingeschaltet. Es soll weitere Gespräche unter Beteiligung Berlins geben.

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In die festgefahrenen Bemühungen zur Rettung des von Insolvenz bedrohten Chipherstellers Qimonda mit seinem Werk in Dresden ist jetzt die Bundesregierung eingeschaltet. Es werde dazu weitere Gespräche zwischen Bund, Bayern und Sachsen geben, hieß es nach einem Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am heutigen Donnerstag in Berlin. Der Mutterkonzern Infineon (München) seinerseits unterbreitete einem Medienbericht zufolge ein Rettungsangebot für Qimonda, das jedoch unter den Vorstellungen Sachsens liegt.

Infineon besitzt noch 77,5 Prozent an Qimonda mit weltweit 13.000 Beschäftigten. Überproduktion und Preisverfall haben zu einem ruinösen Wettbewerb im Halbleitermarkt geführt. Die Suche nach einen Investor für Qimonda blieb bislang erfolglos. Einschneidende Sparmaßnahmen sehen bis Frühjahr den Abbau von rund 950 der derzeit etwa 3000 Stellen im Werk Dresden vor. Hier werden Speicherchips für die unterschiedlichsten Anwendungen gefertigt. Qimonda hat nach Einschätzung von Experten einen weltweit bedeutenden, 18-monatigen Vorsprung bei der Entwicklung einer speziellen Fertigungstechnologie.

"Wir sind bereit, Qimonda aus unseren eigenen Mitteln einen Kredit über 75 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen", sagte Infineon-Chef Peter Bauer der Tageszeitung Die Welt (Freitag). "Zusätzlich haben wir vorgeschlagen, ein Aktienpaket an Sachsen zu verkaufen und den Erlös ebenfalls Qimonda zu geben. Beides zusammen ist deutlich mehr als 100 Millionen Euro wert." Eine Erhöhung des Angebots schloss Bauer aus. Sachsen hatte zu Wochenbeginn ein 150-Millionen-Euro- Darlehen unter der Bedingung angeboten, dass die Qimonda-Mutter Infineon einen gleichen Beitrag beisteuert. Das hatte die Münchner Unternehmensspitze als unannehmbar abgelehnt.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) machte in Berlin deutlich, dass man mit Qimonda und Infineon im Gespräch bleiben wolle. Es gehe um die Sicherung des Standortes Dresden. Allerdings sei jetzt nicht nur der Staat, sondern auch der Hauptanteilseigner gefragt. Nach Angaben des sächsischen Regierungssprecher Peter Zimmermann führten Tillich und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor dem Treffen bei Merkel ein Vier-Augen-Gespräch. Tillich habe dann in großer Runde die Sachlage geschildert und den Bund um eine Einschätzung zur Bedeutung der Schlüsseltechnologie für Deutschland und Europa zu geben.

Das Dresdner Qimonda-Werk ist mit AMD und Infineon einer der drei großen Chipproduzenten am Halbleiterstandort Sachsen, dem einzigen bedeutenden in Europa. Geht Qimonda in Insolvenz, wird eine Sogwirkung befürchtet. Rund 40 000 Arbeitsplätze gibt es in der Halbleiter-, IT- und Kommunikationsbranche in Sachsen.

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(dpa) / (vbr)