Rückzug von Yahoo-Chef Yang beflügelt Aktie
Viele Beobachter sehen für das angeschlagene Internet-Unternehmen finanziell eine "dringende Notwendigkeit", Gespräche über eine Übernahme etwa durch Microsoft wieder aufzunehmen.
Die Rücktrittsankündigung von Yahoo-Chef Jerry Yang hat am Dienstag neue Spekulationen um eine mögliche Übernahme des Internet-Konzerns durch Microsoft ausgelöst und die zuletzt arg gebeutelte Aktie beflügelt. Viele Monate lang hatte sich der Chef und Mitbegründer des Web-Pioniers vehement gegen eine mögliche Übernahme durch den weltgrößten Software-Hersteller gestemmt und sich damit den Unmut vieler Aktionäre zugezogen. Der Rückzug Yangs trieb den Aktienwert von Yahoo deutlich nach oben, im offiziellen Handel an der Börse in New York kletterte das Papier um 8,65 Prozent auf 11,55 Dollar; im nachbörslichen Handel legte die Aktie noch einmal um 1,30 Prozent auf 11,70 Dollar zu.
Yang zieht mit dem Rückzug die Konsequenzen aus dem massiven Druck, der nach der geplatzten Übernahme durch Microsoft auf ihm und dem Unternehmen lastete. Microsoft hatte ursprünglich mehr als 40 Milliarden Dollar für das Unternehmen geboten – seither ist der Aktienwert des Unternehmens auf weniger als ein Drittel gesunken. Yahoo kämpft weiter mit sinkenden Gewinnen und will sich derzeit weltweit von rund zehn Prozent der Belegschaft trennen. Yang hatte erst vor rund anderthalb Jahren erneut die Führung des Unternehmens übernommen.
Mit dem Rücktritt des schärfsten Gegners einer Übernahme durch Microsoft könne nun "die Tür zu Gesprächen geöffnet werden, die sonst verschlossen geblieben wäre", sagte Michael Cuggino, Analyst bei bei Pacific Heights Asset Management in San Francisco, gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Viele Beobachter sehen für das angeschlagene Unternehmen finanziell eine "dringende Notwendigkeit", entsprechende Gespräche wieder aufzunehmen. Am Ende der gescheiterten Verhandlungen hatte Microsoft 33 Dollar je Yahoo-Aktie geboten, zum Handelsschluss am Montag hatte die Aktie noch bei 10,63 Dollar notiert. Allerdings hatte Microsoft zuletzt wiederholt betont, zumindest an einer kompletten Übernahme nicht mehr interessiert zu sein.
Microsoft wollte mit der Yahoo-Übernahme die Dominanz des Internet-Konzerns Google im boomenden Geschäft mit Werbung rund um die Online-Suche und bei den mit großen Hoffnungen betrachteten Angeboten für Online-Anwendungen brechen. Die Yahoo-Führung um Yang lehnte den Preis als zu niedrig ab und wollte stattdessen eine Allianz mit Google eingehen. Google gab die Pläne aber vor wenigen Wochen wegen Bedenken der Wettbewerbshüter und Protesten von Werbekunden auf. Mit Microsoft könnte optional nun eine Partnerschaft in bestimmten Werbe-Bereichen oder ein Verkauf der Such-Sparte ins Gespräch kommen. Für den heutigen Mittwoch hat Microsoft sein jährliches Aktionärstreffen anberaumt.
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(dpa) / (jk)