Offener Streit zwischen Yahoo und Großaktionär Icahn
Yahoo weist in einem offenen Brief Vorwürfe des Großaktionärs Carl Icahn zurück, das Unternehmen habe die Microsoft-Offerte sabotiert.
Yahoo hat Vorwürfe des Großaktionärs Carl Icahn zurückgewiesen, den Übernahmeversuch durch den Software-Riesen Microsoft sabotiert zu haben. "Das ist offenkundig unwahr", erklärte Verwaltungsratschef Roy Bostock heute in einem Brief. "Sie wissen, dass wir uns auf Microsoft zubewegt und uns mit ihnen in den vergangenen Wochen mehrfach getroffen haben." Der Software-Konzern sei jedoch nicht mehr an einer kompletten Übernahme interessiert gewesen. Zuvor hatte Yahoo das 47,5 Milliarden Dollar (30,6 Milliarden Euro) schwere Angebot von Microsoft als zu niedrig abgelehnt.
Bostock verteidigte auch das umfangreiche Abfindungsprogramm, das die Kosten der Übernahme um bis zu 2,4 Milliarden Dollar in die Höhe treiben würde. Yahoo hatte es, wie durch Offenlegung von Gerichtsunterlagen bekannt wurde, kurz nach der Microsoft-Offerte aufgelegt. Das Programm ermögliche es, die besten Mitarbeiter trotz der Unsicherheit wegen des Übernahmeversuchs im Unternehmen zu halten, schrieb Bostock. Daher sei das Angebot auch im Sinne der Anteilseigner.
Icahn hatte die Initiative als "Giftpille" bezeichnet. Ohne das Abwehrprogramm hätte Microsoft sein Angebot um 2 Milliarden US-Dollar erhöhen können. Yahoo solle damit aufhören, seine Aktionäre zu hintergehen, gab sich Icahn in einem Brief an Yahoo kämpferisch. Der als "Firmenjäger" berüchtigte Multimilliardär Icahn hält nach den letzten verfügbaren Angaben rund 4 Prozent der Aktien und will auf 7 Prozent aufstocken. In der Hauptversammlung am 1. August plant er, die Führungsgremien mit eigenen Gefolgsleuten zu besetzen und seinen Kurs durchzusetzen. Ob er genügend andere Aktionäre für einen solchen Machtwechsel gewinnen kann, ist unklar.
Unterdessen bemüht sich das Unternehmen, seine Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Es verkündete in den vergangenen Tagen mehrere Vertragsabschlüsse. Unter anderem wird Yahoo die Banner-Werbung des in den USA dominanten Einzelhändlers Wal-Mart vermarkten. Yahoo-Präsidentin Susan Decker hat unterdessen verlauten lassen, die Verhandlungen mit Microsoft gingen weiter. Über die genauen Gesprächsinhalte wollte sie sich nicht äußern. Es gehe Microsoft um eine "Partnerschaft".
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(anw)