Machtkampf bei Yahoo wegen geplatzter Microsoft-Übernahme

Während Microsoft sich in Schweigen über möglicherweise weiter verfolgte Pläne zur Yahoo-Übernahme hüllt, lanciert der US-Milliardär Carl Icahn einen Machtkamp bei dem Internet-Konzern, um einen Aufkauf durch Microsoft doch noch zu erreichen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nun geht das Tauziehen um Yahoo tatsächlich in eine neue Runde – und immer noch steht im Hintergrund der Softwarekonzern Microsoft, der mit seinem vor Kurzem zurückgezogenen Übernahmeangebot die Turbulenzen um den Portal- und Suchmaschinenbetreiber auslöste. Ob allerdings Microsoft selbst in dem nun sich anbahnenden Machtkamp bei Yahoo überhaupt noch eine Rolle spielen will, dazu hüllt man sich derzeit in Redmond in vornehmes Schweigen: Während man weiter an einer möglichen Strategie bastelt, im Internet, im Web 2.0 und mit Webanwendungen reüssieren und gegenüber Google aufholen zu können, gibt es keine neuen Kommentare zur Situation bei Yahoo und zu einer möglicherweise doch noch angestrebten feindlichen Übernahme.

Der streitbare US-Milliardär Carl Icahn jedenfalls hat erst einmal unabhängig von öffentlicher Unterstützung durch Microsoft einen Machtkampf mit der Yahoo-Führung gestartet und will sie doch noch zu einer Übernahme durch den Software-Konzern Microsoft zwingen. Icahn plane dafür in einem ersten Schritt, den kompletten Verwaltungsrat von Yahoo bei der anstehenden Hauptversammlung durch eigene Interessenvertreter ersetzen zu lassen, berichtete das Wall Street Journal. Eine Reihe von verärgerten Großaktionären habe Icahn zu dem Konfrontationskurs gedrängt, schreibt die US-Wirtschaftszeitung unter Berufung auf Insider. Icahn selbst kaufte sich für eine Milliardensumme mit etwa 3,5 Prozent bei Yahoo ein.

Icahn müsste die Neubesetzung des zehnköpfigen Verwaltungsrates erst noch bei der Hauptversammlung von Yahoo am 3. Juli durchsetzen. Über das Gremium könnte er dann Yahoo-Chef Jerry Yang zu weiteren Verhandlungen mit Microsoft zwingen, zur Annahme eines Übernahmeangebots drängen oder ihn auch ablösen. Nach wie vor habe der Investor aber kein Signal von Microsoft, ob der Konzern sein Angebot erneuern würde, falls Icahn mit seinem Vorhaben auf der Aktionärskonferenz erfolgreich ist. Icahn habe sich laut Wall Street Journal aber trotzdem dafür entschieden, die Auseinandersetzung aufzunehmen, da er eine Übernahme von Yahoo durch Microsoft als vorteilhaft für beide Firmen ansehe und daher davon ausgehe, dass das Management sowohl von Yahoo als auch von Microsoft den Deal letztendlich begrüßen werde.

Icahn hat bereits bei einer Reihe von US-Unternehmen auf diese Weise Fusionen und Verkäufe erreicht. Am bekanntesten auch in Deutschland wurde er etwa durch seine Rolle beim Mobilfunkkonzern Motorola: Er erzwang eine Auswechslung des Managements und eine Neuausrichtung bei Motorola, die auch zu der geplanten Aufspaltung des Unternehmens führte. Auch bei der dann doch noch geglückten Übernahme von BEA durch Oracle spielte Icahn eine entscheidende Rolle.

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(jk)