Industrieallianz will DVB-H in Nordamerika voranbringen

In der neuen "Mobile DTV Alliance" haben sich die Ausrüster Intel, Motorola, Nokia und Texas Instruments sowie der Frequenz-Inhaber Modeo zusammengeschlossen; kommerzielle Angebote sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Das Mobile DTV Alliance genannte Konsortium, das von den Ausrüstern Intel, Motorola, Nokia und Texas Instruments gemeinsam mit dem Content-Anbieter Modeo aus der Taufe gehoben wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, noch im laufenden Jahr Handy-TV-Angebote auf Basis von DVB-H in ausgewählten Ballungszentren der USA, darunter New York City, zu starten. Im Verlauf des kommenden Jahres sollen dann in 30 Regionen in Nordamerika für den Empfang mit mobilen Geräten zugeschnittene TV-Formate sowie On-demand-Angebote und interaktive Dienste verfügbar sein.

Modeo ist ein Tochterunternehmen von Crown Castle International. Das Unternehmen betreibt in den USA rund 117.000 Mobilfunk-Sendestationen, die von verschiedenen Netzbetreibern ("site-sharing") genutzt werden. Zu den Kunden von Crown Castle USA zählen die großen US-Carrier Verizon Wireless, Cingular, T-Mobile, Nextel, Sprint PCS und AT&T Wireless. Modeo verfügt über freies Frequenzspektrum, das für die Ausstrahlung von DVB-H-Signalen geeignet ist.

Die Mobile DTV Alliance versteht sich als offenes Industriekonsortium und erwartet – gestützt auf Vorhersagen des Marktforschungsunternehmens IDC – in den kommenden 12 bis 18 Monaten ein starkes Wachstum im Handy-TV-Markt. Konsortiumsmitglied Nokia hatte im November ein für die Serienfertigung bestimmtes Handymodell namens N92 vorgestellt und offeriert darüber hinaus mit der "Mobile Broadcast Solution 3.0" eine Management-Plattform für Handy-TV-Anbieter. Zudem sind die Finnen an zahlreichen lokalen DVB-H-Pilotversuchen in Europa (beispielsweise in der Schweiz) beteiligt.

Modeo erwartet nach dem jetzigen Stand der DVB-H-Entwicklung, rund 30 Programme übertragen zu können, durch die Nutzer mit Umschaltpausen von knapp zwei Sekunden zappen können. Was die Programmvielfalt angeht, liegt DVB-H damit klar vor dem DMB-Standard, der sich in Südkorea – getrieben vom heimischen Elektronikriesen Samsung – bereits im Regelbetrieb befindet und vor dem Sprung nach China steht. Aus der Volksrepublik erhielt Samsung jüngst eine Bestellung über eine halbe Million DMB-Handys.

In Deutschland schreiben die Medienanstalten der Bundesländer derzeit ebenfalls Lizenzen für Handy-TV-Projekte aus. Da diese Angebote nach dem Willen der Medienhüter bundesweit koordiniert werden sollen, dürften sich die schon bekannten vier Bewerber für Handy-TV im Saarland auch bei den übrigen Landesmedienanstalten beworben haben. Während in allen Bundesländer für DMB geeignetes Spektrum angeboten wird, stehen für DVB-H geeignete Frequenzen nur in Teilen Deutschlands, darunter Berlin und Hamburg zur Verfügung. Die für DVB-H erforderlichen UHF-Kanäle sind vielerorts durch terrestrisches Fernsehen belegt.

Zum Thema Handy-TV siehe auch: (ssu)