Microsoft-Chef favorisiert rasche Übernahme der Yahoo-Suche

Es wäre für Microsoft und vielleicht auch für Yahoo besser, wenn der Deal eher früher als später zustandekäme, sagte Steve Ballmer dem "Wall Street Journal". Allerdings gebe es momentan keine Verhandlungen.

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Microsoft ist weiterhin am Suchmaschinengeschäft des Internet-Konzerns Yahoo interessiert. Der Softwarekonzern wolle einen solchen Deal "lieber früher als später", sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer dem Wall Street Journal. Das wäre für Microsoft besser und möglicherweise auch für Yahoo. Gespräche gebe es derzeit nicht. Nach Informationen der Zeitung ist der Yahoo-Verwaltungsrat unentschlossen, ob er auf das Microsoft-Angebot eingehen soll.

Microsoft versucht seit Jahren, im Suchgeschäft Fuß zu fassen, konnte aber trotz hoher Investitionen bisher nicht an Google herankommen. Die abflauende Wirtschaft werde sich auch auf das Geschäft mit Internetanzeigen auswirken, meint Ballmer. Auf den Ausbau von Marktanteilen habe die Wirtschaftslage aber keinen Einfluss. An dieser Stelle zitiert Ballmer die Geschichte zweier Männer, die im Wald einem Bären begegnen. Der eine Man sagt, wir sollten schnell wegrennen, bevor uns der Bär schnappt. Wir müssen schneller als der Bär sein. Der andere Mann sagte darauf: "Nein, ich muss lediglich schneller als Du laufen."

Vor einigen Tagen ernannte Microsoft einen neuen Chef für sein Internet-Geschäft: Qi Lu, der bis August ein führender Suchtechnik-Entwickler bei Yahoo war. Lu sei nicht speziell dafür engagiert worden, um das Yahoo-Suchmaschinengeschäft nach einem Kauf besser integrieren zu können, sagte Ballmer in dem Interview.

Lu, der am 5. Januar 2009 seinen neuen Posten antritt, sieht Produktqualität und Nutzerfreundlichkeit als wichtig an, um auf dem Feld der Suchmaschinen konkurrieren zu können. Hier seien gute Fachkräfte gefragt, geeignete Kerninfrastruktur und Basisprozesse. Auf die Frage, ob er Microsoft in einer besseren Position als Yahoo sieht, es mit dem Suchprimus Google aufzunehmen, antwortete Lu nicht direkt. Er sei aber beeindruckt gewesen über die Bereitschaft Microsofts, in alle für das Suchgeschäft nötigen Bereiche zu investieren.

Falls Microsoft das Yahoo-Suchgeschäft übernehmen würde, wäre der größte Teil der Mitarbeiter zum Bleiben bereit, glaubt Lu. Wie Ballmer meint der Suchtechnik-Entwickler, dass sowohl die Nutzer als auch die Anzeigenkunden von einer Zusammenlegung profitieren würden. Ballmer hatte betont, zusammen mit Yahoo mehr Anzeigenplätze belegen zu können, zudem würden mehr Kunden um Schlüsselwörter mitsteigern. Allerdings sei Microsoft nicht auf eine Übernahme von Yahoo angewiesen.

Ballmer glaubt nicht, dass Außenstehende nach dem Abschied der Top-Manager Brian McAndrews und Steve Berkowitz den Eindruck haben müssten, Microsoft sei für Manager, die von außen in den Konzern eintreten, ein ungastlicher Ort. McAndrews war durch die Übernahme von aQuantive zu Microsoft gestoßen. Er habe bei der Integration der Online-Werbefirma sehr geholfen und gehe im Guten, sagte Ballmer.

Von Yahoo bliebe ohne den Kernbereich nicht mehr viel übrig – vor allem wenig, womit das Unternehmen Geld verdienen kann. Das war auch der Grund, warum das Unternehmen sich schon im Sommer dagegen sperrte, das Suchanzeigen-Geschäft an Microsoft zu verkaufen. Dem Wall Street Journal zufolge hatte der Redmonder Konzern damals eine Milliarde Dollar sofort plus fünf jährliche Zahlungen von jeweils 2,3 Milliarden geboten. Zuvor hatte Yahoo Microsofts Versuch abgewehrt, den ganzen Konzern für bis zu 47,5 Milliarden Dollar zu übernehmen.

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(anw)