Investoren drängen Yahoo zum Verkauf des Suchgeschäfts

Der Hedge-Fonds Ivory Investment Management versucht in einem Brief den Yahoo-Vorstand davon zu überzeugen, das Suchgeschäft an Microsoft zu verkaufen. Derweil will Yahoo eine Hürde für eine Übernahme aus dem Weg räumen.

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Begleitet von einem virtuellen warmen Händedruck ihres designierten Ex-Chefs Jerry Yang werden in diesen Tagen an die meisten der von 1520 geplanten Entlassungen betroffenen Yahoo-Mitarbeiter Kündigungsschreiben verschickt. In einer E-Mail an sie schreibt Yang, es sei nie einfach, sich von Kollegen und Freunden zu verabschieden, doch seien die Entlassungen unumgänglich, um das Unternehmen langfristig gesund zu halten. Weitere Einschnitte sind laut einem Sprecher im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen. Derweil üben Investoren weiterhin Druck auf den Yahoo-Vorstand aus, sich auf einen Verkauf des Suchgeschäfts einzulassen.

So hat laut Wall Street Journal der Hedge-Fonds Ivory Investment Management dem Yahoo-Vorstand in einem Brief vorgerechnet, dass ein Verkauf des Suchgeschäfts an Microsoft doppelt so viel bringen könnte wie der derzeitige Yahoo-Aktienkurs. Ivory hält 1,5 Prozent der Aktien des Internetdienstleisters. Der Ivory-Plan, der frühere Vorschläge von Investoren aufgreift, sieht vor, dass Yahoo Microsoft das Suchgeschäft überlässt und dafür 80 Prozent der Umsätze, die auf den eigenen Seiten generiert werden, einbehält. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Yahoo würde um mehr als 500 Millionen Dollar jährlich steigen.

Microsoft hatte Yahoo Anfang dieses Jahres für eine komplette Übernahme 44,6 Milliarden US-Dollar geboten, war aber am Widerstand des Yahoo-Vorstands gescheitert. Microsoft-Chef Steve Ballmer, dem es anscheinend auch nur durch Andeutungen obliegt, die Yahoo-Aktie auf eine Achterbahnfahrt zu schicken, sagte zuletzt, sein Konzern würde auch ohne Yahoo vorankommen. Andererseits favorisiert er eine schnelle Übernahme des Yahoo-Suchgeschäfts.

Vermutlich zur Abwehr einer Übernahme hatte Yahoo im Februar ein Programm aufgelegt, das Entschädigungen für alle Yahoo-Mitarbeiter in Form von Bargeld und Aktien vorsah, wenn sie innerhalb von zwei Jahren nach einer Übernahme durch Microsoft entlassen, die Firma verlassen oder auf einen anderen Posten versetzt würden. Gegen das Programm, das Yahoo-Aktionär Carl Icahn als "Giftpille" bezeichnet hatte, waren Aktionäre vor Gericht gegangen, mit denen sich Yahoo nun geeinigt hat. Demnach bleibt das Programm bestehen, unter anderem wird aber die Schutzfrist für die Mitarbeiter von zwei Jahre auf ein Jahr Jahr verkürzt. Auch soll das Programm nicht in Kraft treten, wenn lediglich das Suchgeschäft verkauft wird.

Die Einigung sieht auch vor, dass auch bei einer Übernahme des Verwaltungsrates durch Investoren keine Zahlung an die Mitarbeiter fällig würde. Damit räumt das Unternehmen eine Hürde für eine Übernahme aus dem Weg. Dieser Schritt solle einen "teuren und störenden Prozess vermeiden" und geschehe nicht in Hinblick auf eine mögliche Übernahme durch Microsoft, betonte ein Yahoo-Sprecher. Der Richter muss der Einigung noch zustimmen.

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(anw)