Portugiesischer Millionenkredit rettet Qimonda

Ein 100-Millionen-Kredit aus Portugal verschafft Qimonda zusammen mit 150 Millionen aus Sachsen und 75 Millionen von Infineon etwas Zeit für weitere Rettungsmaßnahmen.

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Neue Hoffnung für Qimonda: Über eine Investitionsbank will sich Portugal mit 100 Millionen Euro an einem 325-Millionen-Euro-Rettungspaket beteiligen, zu dem der Freistaat Sachsen 150 Millionen und die Firma Infineon 75 Millionen Euro beitragen. Damit scheint die Insolvenz, die sonst laut Qimonda bereits im März 2009 drohen würde, vorerst abgewendet.

Im portugiesischen Mindelo bei Vila do Conde (nicht weit von Porto) betreibt Qimonda eine sogenannte Back-End-Fab, die DRAM-Wafer aus den Fabs in Dresden beziehungsweise Richmond zu fertigen Speicher-Bauelementen verarbeitet. Diese Fab wurde von Infineon zuletzt 2004 – unter anderem mit EU-Behihilfen – erweitert, statt bis dahin rund 1000 sollten später rund 1500 Mitarbeiter dort arbeiten. Weitere Back-End-Fabs hat Qimonda in Malaysia und in China.

Laut Qimonda sollen die 325 Millionen Euro dafür genutzt werden, die Chip-Fertigung mit der im Februar 2008 angekündigten Buried-Wordline-Technik hochzufahren. Qimonda will die gesamte DRAM-Produktion auf dieses neue Fertigungsverfahren umstellen, das im Vergleich zur zuvor verwendeten Trench-Zellen-Technik weniger Siliziumfläche pro Speicherbit belegt. Davon erhofft sich Qimonda einen Wettbewerbsvorteil. Die 65-nm-Serienfertigung von sogenannten 6F2-Zellen läuft laut Qimonda bereits seit dem Herbst, auch erste Muster von 46-nm-Versionen dieser Zellen wurden erfolgreich produziert. Bis 2010 will Qimonda gemeinsam mit dem japanischen Konkurrenten Elpida eine neue, noch kompaktere 4F2-Generation von Buried-Wordlinie-DRAMs auf den Weg bringen.

Für weitere 280 Millionen Euro an Krediten kann Qimonda mit Bürgschaften des Bundes und des Freistaats Sachsen rechnen, die Verhandlungen über eine Bürgschaft für eine 150-Millionen-Tranche seien bereits weit fortgeschritten, so Qimonda.

Nachdem nun ein Rettungspaket geschnürt ist, will Qimonda ungefähr Mitte Januar 2009 auch das Ergebnis des vierten Geschäftsquartals des Jahres 2007/08 bekanntgeben, das bei Qimonda am 30. September endete. Dann muss Qimonda auch darlegen, wie ein längerfristiger Wirtschaftsplan aussieht: Auch die anderen DRAM-Hersteller verlieren wegen der zusammengebrochenen Speicherpreise zurzeit Geld, auch die Regierungen in Südkorea und Taiwan wollen kriselnde Chipfirmen stützen. Qimonda hatte bereits angekündigt, aus dem besonders hart umkämpften Markt der Standard-Speicherchips für Desktop-Rechner und Notebooks auszusteigen – dafür hatte Infineon eigens die Marke Aeneon eingeführt – und sich stärker auf Speicher für Server und Infrastrukturgeräte zu konzentrieren.

Durch den geplanten Stellenabbau, unter anderem in der Dresdner Back-End-Fertigung, die Schließung der 200-mm-Produktion, den Ausstieg bei Inotera und die Kündigung sämtlicher Zulieferverträge (mit Infineon, SMIC und Winbond) hat Qimonda zwar Verlustlöcher gestopft, aber auch die eigene Fertigungskapazität deutlich beschnitten. Der geplante Neubau einer 300-mm-Wafer-Fab in Singapur liegt seit Februar auf Eis.

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(dpa) / (ciw)