Telekom-Wettbewerber fordern Zugang zu VDSL-Infrastruktur

Arcor will mit Hilfe der Regulierungsbehörde Zugang zur VDSL-Infrastruktur der Telekom durchsetzen, um parallel ein eigenes VDSL-Netz aufbauen zu können.

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Die im Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) organisierten Telekommunikationsanbieter befürchten, im Zukunftsgeschäft mit Triple-Play aufgrund von Hindernissen beim Kundenzugang einen Nachteil gegenüber der Telekom zu haben. Dabei geht es den Wettbewerbern hauptsächlich um Internetzugänge mit 25 oder mehr MBit/s. Die Telekom investiert kräftig in das neue VDSL-Netz und will rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft Bandbreiten von 50 MBit/s ins Wohnzimmer bringen. Für die Investitionen in das neue Netz verlangt der Bonner Konzern eine Ausnahme von der Regulierung und will das auch im Telekommunikationsgesetz festschreiben lassen. Die Wettbewerber dagegen, bisher mit ADSL2+ unterwegs, wollen mitziehen können und fordern einen regulierten Zugang zum VDSL-Netz.

Dabei reicht ihnen offenbar nicht ein Zugangsprodukt, wie es nach der Bitstream-Verfügung der Bundesnetzagentur zu erwarten ist. Vielmehr möchten sie für ein eigenes Netz Zugang zur VDSL-Infrastruktur der Telekom, um dort eigene Hardware installieren zu können. In Hamburg verhandelte Hansenet lange, aber letzten Endes ohne Ergebnis, mit der Telekom über die Nutzung der Leitungsrohre. Der Anbieter ("Alice") wollte in der Hansestadt für ein eigenes VDSL-Netz Glasfasern durch die Telekom-Rohre ziehen. Die Gespräche scheiterten trotz Vermittlungsversuchen seitens Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). Hansenet erwog den Gang zur Bundesnetzagentur, wartet nun aber erst einmal ab, ob nicht der Bistream-Zugang eine mögliche Alternative bietet.

Auch Arcor führte ähnliche Gespräche mit den Bonnern. Der Eschborner Telefonanbieter wollte die neuen Verteilerkästen der Telekom mitnutzen, um dort mit eigener Technik näher an den Kunden zu kommen. Bei VDSL wird ein Teil der Strecke zwischen Vermittlungsstelle und Kunden über Glasfaser geführt. Dazu muss aktive Technik in den Verteilerkästen installiert werden, die das Signal von Glasfaser auf Kupferdraht wandelt. Durch die kürzere Kupferstrecke sind höhere Bandbreiten als beim ADSL2+-Verfahren möglich.

Aus Sicht der Wettbewerber lohnt es sich nicht, ein komplett eigenes Netz aufzubauen. Die "Grabung neuer Kabeltrassen" sei "in höchstem Maße ineffizient und wirtschaftlich untragbar", erklärt der Verband. Bei Netcologne ist die Lage offenbar anders. Die Kölner haben mit dem Ausbau eines eigenen Glasfasernetzes begonnen und wollen die Haushalte der Rhein-Metropole über direkte Glasfaseranschlüsse (FTTH) mit 100 MBit/s versorgen.

Arcor will nun bei der Bundesnetzagentur die Mitnutzung der Kabelverzweiger (KVZ) der Telekom durchsetzen. Dafür haben sie bei der Bundesnetzagentur zwei Verfahren angestrengt, an deren Ende die Möglichkeit stehen soll, eigene VDSL-Technik in die Telekom-KVZ einzubauen und die Führungsrohre für eigene Glasfaserleitungen mitzunutzen. Eine Beschlusskammer der Bundesnetzagentur soll anordnen, dass die Telekom den Wettbewerbern Zugang zu den KVZ gewährt und sie dort eigene Technik einbauen lässt. In einem zweiten, möglicherweise längerfristigen Verfahren, soll die Regulierungsbehörde der Telekom eine Zugangsverpflichtung für ungenutzte Glasfaserkapazitäten oder die Leerrohre auferlegen.

Die Telekom hält dagegen, jeder Wettbewerber könne eigene KVZ aufstellen. Für die Glasfaseranbindung ließen sich auch andere, bereits bestehende Infrastrukturen nutzen. Die Bonner hätten den interessierten Wettbewerbern für die Fälle, in denen das nicht gehe, ein Angebot für eine Zuführungsleistung unterbreitet.

Zur Auseinandersetzung um die Telekommunikationsregulierung und das geplante VDSL-Netz der Deutschen Telekom siehe auch: