Machtkampf bei Yahoo: Management möchte Unterstützung der Aktionäre
Als Antwort auf das Übernahmeangebot von Microsoft und der Prüfung strategischer Alternativen habe der Aufsichtsrat sich stets auf die Maximierung des Aktionärsvermögens konzentriert, erklärte das Yahoo-Management.
In dem Machtkampf um die Führung bei Yahoo und die mögliche Übernahme des Internetportal- und Suchmaschinenbetreibers durch Microsoft wendet sich das Management nun direkt an die Anteilseigner: Die gegenwärtige Yahoo-Führung hat die Aktionäre in einem Schreiben zur Hauptversammlung um Unterstützung für ihren Kurs gebeten. In dem am Montag veröffentlichten Brief rief Yahoo die Anteilseigner dazu auf, den bisherigen Aufsichtsrat wiederzuwählen und damit die von Multimilliardär Carl Icahn aufgestellten Kandidaten abzulehnen. Die Wahl des Aufsichtsrats bei der Hauptversammlung am 1. August sei die entscheidendste für die Aktionäre in der Geschichte des Unternehmens.
Als Antwort auf das Übernahmeangebot von Microsoft und der Prüfung strategischer Alternativen habe der Aufsichtsrat sich stets auf die Maximierung des Aktionärsvermögens konzentriert, hieß es. In diesem Sinne sei man auch stets offen gewesen für eine Transaktion mit Microsoft, falls dies den Aktionären einen sicheren Nutzen gebracht hätte, erklärte das Yahoo-Management. Gleichzeitig kritisierte es erneut Icahn: Er habe keinen glaubwürdigen Plan – außer das Unternehmen an Microsoft zu verkaufen. Und dies, obwohl Microsoft selbst verkündet habe, der Konzern habe derzeit kein Interesse daran.
Icahn hatte sich zuvor in einem offenen Brief an den Aufsichtsrat von Yahoo gewandt. Das Unternehmen mache wiederholt falsche Aussagen in Reaktion auf seine jüngste Kritik, hieß es darin. Er sei sehr genau darauf eingegangen, welche Maßnahmen er von einem neuen Aufsichtsrat sehen wolle.
Der US-Multimilliardär hat sich mit gut 4 Prozent bei Yahoo eingekauft und will bei der Hauptversammlung den zehnköpfigen Verwaltungsrat komplett mit eigenen Vertrauten besetzen lassen. Sein Ziel ist, Yahoo doch noch zu einer Übernahme durch den Software-Konzern Microsoft zu zwingen. Bereits in der vergangenen Woche hatte sich der streitbare Yahoo-Großaktionär zu Wort gemeldet und angekündigt, er werde den Verwaltungsrat auffordern, das Unternehmen freiwillig an Microsoft zu verkaufen, sollte er die Kontrolle bei Yahoo übernehmen. Er schlug dem aktuellen Yahoo-Verwaltungsratschef Roy Bostock einen Preis von 34,375 Dollar je Aktie als angemessen vor. Bei dem im Mai abgeblasenen Übernahmeangriff hatte Microsoft zum Schluss 33 Dollar je Aktie geboten. Yahoo forderte dem Windows-Konzern zufolge mindestens 37 Dollar.
Microsoft hatte Anfang Mai sein Übernahmeangebot in Höhe von 47,5 Milliarden US-Dollar zurückgezogen. Daraufhin setzte bei Yahoo unter anderem angezettelt durch den Investor Carl Icahn ein Machtkampf ein, in dessen Folge die anstehende Jahreshauptversammlung zuerst verschoben und dann auf den 1. August terminiert wurde. Derweil nahmen Yahoo und Microsoft nach diesem ersten misslungenen Übernahmeversuch und mitten im laufenden Machtkampf bei dem Internetkonzern ihre Verhandlungen wieder auf. Nun war in erster Linie die Rede von einer Kooperation. Allerdings scheint bei Microsoft selbst die Linie nicht immer so ganz klar zu sein. Einerseits machte Microsoft-Chef Steve Ballmer deutlich, eine Übernahme sei weiterhin eine Option, andererseits schloss er zum jetzigen Zeitpunkt einen weiteren Übernahmeversuch aus, was Icahns Position gegenüber den Yahoo-Aktionären verschlechtern könnte. Der scheidende Microsoft-Übervater Bill Gates hatte zudem ebenfalls davon gesprochen, der Konzern verfolge derzeit eine "eigenständige Strategie".
Siehe dazu auch:
- Yahoo-Verkauf: Großaktionär Icahn legt Preis fest
- Offener Streit zwischen Yahoo und Großaktionär Icahn
- Yahoo terminiert verschobene Hauptversammlung auf 1. August
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