Telekom-Konkurrenten befürchten EU-weite Auswirkung von "Lex Telekom"

EU-Kommissarin Viviane Reding hat sich laut VATM erneut vehement gegen die geplanten Regulierungsferien für das VDSL-Netz der Telekom ausgesprochen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Im Konflikt um den Ausbau eines neuen Hochgeschwindigkeits-Datennetzes, mit dem die Telekom VDSL-Anschlüsse mit bis zu 50 MBit/s bei Endkunden realisieren will, befürchten die Telekom-Konkurrenten europaweite Auswirkungen einer Sonderregelung für die Deutsche Telekom. "Falls das in Deutschland Wirklichkeit wird, werden sich andere darauf beziehen", sagte der Präsident des Branchenverbandes VATM, Gerd Eickers, auf dem Parlamentarischen Abend des Verbands in Brüssel. "Ich befürchte zu über 50 Prozent, dass es eine 'Lex Telekom' geben wird."

Der Verband und die EU-Kommission kritisieren Pläne der Bundesregierung, wonach das neue VDSL-Netz der Telekom zumindest vorübergehend von der Regulierung durch die Bundesnetzagentur freigestellt werden soll. Konkurrenten könnten dann das neue Netz für mehrere Jahre nicht mitnutzen. Eickers nannte die Diskussion im laufenden Gesetzgebungsverfahren sehr verworren. Die Linien gingen quer durch die Parteien.

Brüssel hatte bereits rechtliche Schritte gegen Berlin angekündigt, falls das Gesetz verabschiedet werden sollte. Falls es ein Verfahren wegen Verletzung des EU-Vertrags geben sollte, würde es genau zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Januar 2007 eröffnet werden. EU-Kommissarin Viviane Reding hat sich auf der VATM-Veranstaltung nach Angaben des Verbands erneut vehement gegen die geplanten Regulierungsferien für das VDSL-Netz der Telekom ausgesprochen: "Eine Regulierungsfreistellung, so wie sie derzeit im Deutschen Bundestag beraten wird, verstößt gegen EU-Recht, das haben wir bereits intensiv geprüft", sagte Reding. "Und gegen eine solche Vertragsverletzung werden wir juristisch vorgehen." Es handele sich beim Glasfaserausbau der Deutschen Telekom weder um einen neuen noch um einen neu entstehenden Markt.

Über die Regulierungsferien für das Glasfasernetz der Telekom gibt es in Deutschland und zwischen der Bundesregierung und der EU seit einiger Zeit heftigen Streit. Die Bundesregierung will bei der Neuauflage des Telekommunikationsgesetzes (TKG) das neue Netz der Telekom für eine gewisse Zeit von der Regulierung ausnehmen und damit der Konkurrenz verschließen mit der Begründung, dadurch Innovation und Investition in neue Infrastrukturen zu fördern. Die umkämpfte Klausel im neuen Telekommunikationsgesetz sieht vor, "neue Märkte" im Netzbereich und die in sie fließenden Investitionen vor Konkurrenten erst einmal abzuschotten; Wettbewerber sollen die ausgebaute Datenautobahn im Gegensatz zu den normalen Festnetzleitungen für einen gewissen Zeitraum nicht befahren und ihren eigenen Kunden zur Verfügung stellen dürfen. Diese bereits im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot festgehaltene Regelung stieß von Anfang auf heftige Kritik der Konkurrenz.

Zur Auseinandersetzung um die Telekommunikationsregulierung und das geplante VDSL-Netz der Deutschen Telekom siehe auch: