Bei BenQ Mobile gehen Ende Januar die Lichter aus

Die Hoffnungen auf einen rettenden Investor haben sich nicht erfüllt. Der Insolvenzverwalter muss nun die Abwicklung des Betriebs organisieren. Die meisten Mitarbeiter gehen in eigens gegründete Auffanggesellschaften über.

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Seit dem 1. Januar ist Martin Prager gerichtlich zum Insolvenzverwalter der Pleite gegangenen BenQ Mobile bestellt, den bisher verwendeten Zusatz "vorläufig" kann man nun streichen. Nachdem sich bis zum Jahreswechsel keine Investoren mit ernsthaften Absichten gemeldet hatten, ist der letzte deutsche Handyhersteller nun offiziell Geschichte. Am Mittag des heutigen Mittwochs unterrichtete Prager die Öffentlichkeit in München über den Stand der Dinge. Die vagen Hoffnungen, ein Investor könne das Unternehmen in letzter Sekunde retten, musste der Anwalt heute erneut enttäuschen. "Bis heute zwölf Uhr habe ich kein einziges Kaufangebot vorliegen", sagte Prager.
Zwar habe er seit Anfang Oktober mit über 100 Kaufinteressenten aus dem In- und Ausland gesprochen. "Die Palette der Interessenten reichte von namhaften Branchenunternehmen über Finanzinvestoren bis zum Glücksritter." Viele Interessenten hätten sich nach dem Erstgespräch und Sichtung der Informationsunterlagen zurückgezogen, mit 31 Interessenten habe er intensive Verhandlungen geführt, teilweise konkrete Planungsszenarien durchgespielt und erste Vertragsentwürfe ausgetauscht. "Das größte Problem aus Investorensicht war die Frage, welchen Umsatz man künftig erzielen könnte", so Prager. Dieser sei im Zuge des Insolvenzantrags und des massiven Imageverlusts der Marken BenQ und BenQ Siemens stark eingebrochen.
Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens werde der Betrieb nun geschlossen. "Ohne einen Investor ist dieses Unternehmen nicht weiterzuführen, denn es ist unter Vollkosten nicht profitabel. Damit würden wir auf Kosten der Gläubiger Verluste produzieren und das dürfen wir nicht", erläuterte Prager den schmerzvollen Schnitt. Bis Ende Januar sind noch rund 160 Mitarbeiter in Kamp-Lintfort sowie 100 Kollegen in den Verwaltungen an beiden Standorten München und Kamp-Lintfort mit der Abwicklung der Produktion beschäftigt. Dann ist auch für sie Schluss.
Über die Modalitäten der Betriebsschließung und die Übergabe der Mitarbeiter an die beschlossenen Auffanggesellschaften bestehe eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, so der Insolvenzverwalter. Insgesamt hätten 91 Prozent der Mitarbeiter von BenQ Mobile das Angebot eines Übertritts in die von der Siemens AG mitfinanzierte Transfergesellschaft angenommen. Die verbliebenen BenQ-Mobile-Mitarbeiter, die das Angebot nicht angenommen hätten, seien freigestellt. Ihnen wird im Laufe des Januars gekündigt.
Pragers Aufgabe ist nun, das vorhandene Vermögen im Interesse der Gläubiger zum bestmöglichen Preis zu verwerten. Diese Verwertung könne weiterhin auch im Verkauf des gesamten Betriebsvermögens "im Paket" an einen Investor bestehen, der auf dieser Basis ein neues Geschäft starten könnte. "Das wäre natürlich die beste Lösung, und dann hätte zumindest ein Teil der ehemaligen BenQ-Mobile-Mitarbeiter auch wieder eine Perspektive", so Prager. Nachdem ein Großteil der Mitarbeiter bereits in die Transfergesellschaften gewechselt sei, könne ein potenzieller Investor ohne arbeitsrechtliche Altlasten Mitarbeiter aus der Transfergesellschaft für einen Neustart des Geschäftes rekrutieren. "Allerdings wird ein solcher Neustart zunehmend schwieriger, je länger die Produktion stillsteht."