Qimonda-Mitarbeiter müssen weiter bangen

Der Insolvenzverwalter des Speicherchipherstellers will den Betrieb aufrechterhalten und braucht dafür zunächst einmal Geld. Während die Aussichten dafür ganz gut sind, sind für eine langristige Lösung "potente Investoren" nötig.

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  • dpa

In der Luft lag die Pleite des Chipherstellers Qimonda ja schon lange. So reagierten die meisten der rund 1000 Qimonda-Mitarbeiter auf der Betriebsversammlung ihres Unternehmens am heutigen Dienstag zwar enttäuscht, aber gefasst auf den Gang in die Insolvenz. "Die Diskussion war sehr sachlich", sagte der 46 Jahre alte Qimonda- Mitarbeiter Thomas Heinel nach dem Treffen, auf dem der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé die Belegschaft in München über die nächsten Schritte informiert hatte.

Viel sagen konnte ihnen der erfahrene Jaffé, der erst vor kurzem den Verkauf des insolventen Wohnmobil-Herstellers Knaus Tabbert unter Dach und Fach brachte, allerdings noch nicht. Zunächst muss er Geld auftreiben, um den Betrieb am Laufen zu halten. Die Chancen dafür stehen zumindest ganz gut. Dann geht es daran, die längerfristigen Chancen für Qimonda auszuloten und hier sieht es schon schwieriger aus.

Als "hochkomplex" umschrieb Jaffé zurückhaltend die Lage. Für eine tragfähige Lösung würden Beiträge von "potenten Investoren" gebraucht. Eine Übernahme der kompletten Firma gilt als unwahrscheinlich, schließlich hatte sich die Mutter Infineon, die nach wie vor 77,5 Prozent an Qimonda hält, genau darum bereits Monate vorher vergeblich bemüht. Größere Chancen dürfte nach Einschätzung eines Branchenkenners ein Verkauf von Teilen des Unternehmens haben.

Auch der Staat als direkter Rettungsanker scheidet wohl aus. Er könnte allenfalls möglichen Investoren den Einstieg mit Bürgschaften versüßen, hieß es am Montag aus Branchenkreisen. Kurz vor Weihnachten hatten die Mitarbeiter des Unternehmens noch einmal Hoffnung geschöpft. Sachsen, Portugal und der Mutterkonzern Infineon hatten ein Rettungspaket über 325 Millionen Euro zugesagt. Sachsen wollte sich mit 150 Millionen Euro beteiligen, Infineon mit 75 Millionen Euro und Portugal als einer der Qimonda-Standorte mit 100 Millionen Euro. Daneben war eine Bürgschaft von Bund und Land Sachsen über 280 Millionen vorgesehen. Doch vergangene Woche sickerte dann durch, Qimonda brauche wohl zusätzlich 300 Millionen Euro, um über die Runden zu kommen. Das Rettungspaket war zunächst gestorben.

Die Frage ist nun, ob sich die Beteiligten nochmals an einen Tisch setzen, um ein neues Paket für Qimonda zu schnüren. Infineon machte am Montag aber klar, das ursprüngliche Angebot von 75 Millionen Euro nicht aufstocken zu wollen. "Es gibt für uns keinen weiteren Spielraum", sagte ein Sprecher. Die mögliche Pleite der Tochter käme möglicherweise aber teurer. Analysten sprechen von bis zu 280 Millionen Euro. Auch Bayern sitzt mit am Verhandlungstisch. Von Seiten des bayerischen Wirtschaftsministerium hieß es am Montag nur, es werde weiter mit allen Beteiligten gesprochen, um die Möglichkeiten für Qimonda auszuloten.

Doch selbst wenn sich Infineon und die Regierungen der betroffenen Länder auf ein neues Rettungspaket einigen oder sich ein Investor findet, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist damit noch lange nicht gesichert. Allein im vergangenen Geschäftsjahr 2007/2008 hatte Qimonda seiner Mutter Infineon Verluste von rund drei Milliarden Euro beschert.

Hauptgrund ist vor allem der dramatische Preisverfall bei sogenannten DRAM-Speicherchips. Am Markt herrschen große Überkapazitäten für die Chips, die vor allem in Computern und Spielekonsolen zum Einsatz kommen. Infineon kann nicht einspringen, da der Konzern selbst tief in der Krise steckt. Die Mutter kämpft ebenfalls mit dem Preisverfall und der gesunkenen Nachfrage bei Chips für die Automobil- und Handyindustrie. Einige Mitarbeiter stellen sich daher schon einmal auf das Schlimmste ein. "Ich habe nichts in der Hand und ich verkaufe jetzt mein Auto, weil ich mir das nicht mehr leisten kann", sagte der 37-jährige Oguz Piri, Vater von zwei Kindern.

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(Michael Friedrich und Britta Schultejans, dpa) / (vbr)