Vodafone bietet während der WM DVB-H "zum Anfassen"
Der Mobilfunkbetreiber hat in Berlin eine "DVB-H Fußball Lounge" eröffnet, mit der er interessierte Bürger und Politiker auf das erwartete "Massengeschäft" mit mobilem Fernsehen einstimmen und Regulierungsprobleme ausräumen will.
Vodafone-Deutschlandchef Friedrich Joussen hat am heutigen Donnerstag in Berlin eine "DVB-H Fußball Lounge" eröffnet. Mit der Einrichtung, die sich im Obergeschoss des Restaurants "Il Punto" zwischen Brandenburger Tor und Reichstag befindet, will der Mobilfunkbetreiber während der Fußball-Weltmeisterschaft im Lauf der nächsten viereinhalb Wochen Handy-TV "zum Anfassen" präsentieren. "Fernsehen unterwegs wird eine große Rolle spielen", zeigte sich Joussen vom Erfolg der mobilen Glotze überzeugt. Gleichzeitig unterstrich er aber, dass es bei dem Projekt um die Erschließung eines Massenmarktes für das portable Massenmedium gehen müsste. "Wir brauchen genügend Kunden mit Zahlungsbereitschaft", erklärte Joussen. "Sonst können wir auch bei UMTS bleiben", das nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bedienen kann und keine Möglichkeit zum "Rundfunk" im eigentlichen Sinn des Wortes bietet. "Einige Millionen" Zuschauer müssten sich mindestens fürs mobile Fernsehen begeistern.
Der von Vodafone bevorzugte Handy-TV-Standard DVB-H hat just den Start in der Fläche zur WM verpasst. Es gibt allein Versuchprojekte in den Städten Berlin, Hamburg, Hannover und München. Trotzdem will der Anbieter mit seiner Lounge "das Beste" aus der Situation herausholen. So können sich Interessierte anhand von drei bereits DVB-H-fähigen Mobiltelefontypen von Nokia, Sagem und Siemens BenQ die multimediale Zukunft mit den im Pilotbetrieb verfügbaren 14 Kanälen mit eigenen Augen ansehen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Workshops und Gesprächsrunden zu Themen wie "Mobil gegen Gewalt", "Politik und Sport" oder zu Jugend- und Verbraucherschutz bei Mobilfunkanbietern. Darüber hinaus werden natürlich die WM-Spiele in der Lounge übertragen.
Nicht nur die Themenwahl und die räumliche Nähe zum politischen Berlin signalisieren, dass eine Hauptzielgruppe der Lounge Abgeordnete, Regulierungsbeauftragte und Ministerialbeamte sind. Joussen appellierte insbesondere an die Medienpolitiker in den Bundesländern, gemeinsam den Willen zur Freigabe von Frequenzen für DVB-H zu haben, diese bundesweit zur Verfügung zu stellen und die bestehenden Regulierungsprobleme aus dem Weg zu räumen. Die Anbieter bräuchten bundes-, am besten sogar europaeinheitliche Vorgaben.
Gleichzeitig bekräftigte Joussen das Nein Vodafones zum alternativen DMB-Standard fürs mobile TV, für den der Serviceanbieter debitel gerade ein Programmpaket mit einer knappen Handvoll Fernsehkanälen für 9,95 Euro gestartet hat und der auch beim Münchner Handy-TV derzeit zum Einsatz kommt. "DMB ist zu schmalbandig", betonte der Vodafone-Chef. Dafür brauche man das Rundfunkmedium nicht. DVB-H werde dagegen schon beim Start mit 26 Kanälen aufwarten. Preislich erwartet Joussen ein gestaffeltes Modell ähnlich wie beim Kabelfernsehen. "Es wird einen Zugangsschlüssel geben und Sie zahlen fünf oder sieben Euro, dann wird der Dienst freigeschaltet." Damit erhalte der Kunde eine Art "Grundversorgung", Darüber hinaus werde es Spartenkanäle geben wie für Sport, "wo für Content noch was fällig wird". Die Gebühren würden letztlich davon abhängen, "wie viele Handys und Kunden es gibt". Joussen rechnet damit, dass der Startschuss für die Massenfertigung der DVB-H-Geräte in den nächsten Wochen fällt und Programmangebote "innerhalb der nächsten zwölf Monate" zu laufen beginnen.
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(Stefan Krempl) / (jk)