DVB-H: Handy-Fernsehen angetestet
Das "myMobileTV" von Sagem empfängt als eines der ersten Handys Fernsehen via Digital Video Broadcasting. Wir hatten Gelegenheit, DVB-H im Testbetrieb in Hannover auszuprobieren.
Gut zehn Tage nach dem ersten DMB-Handy erreichte die c't-Redaktion das erste funktionierende Gerät, das Handy-Fernsehen im Konkurrenzformat DVB-H (Digital Video Broadcasting Handheld) empfängt. Wir hatten Gelegenheit, DVB-H im Testbetrieb in Hannover mit dem Sagem myMobileTV auszuprobieren.
Derzeit werden via DVB-H 14 TV- und sechs Radiosender ausgestrahlt, darunter auch die Öffentlich-Rechtlichen. Wer zu den ausgewählten Pilotkunden der Mobilfunkbetreiber gehört oder in der Berliner DVB-H Fußball Lounge vorbeischaut, kann die meisten WM-Spiele live auf seinem Handy verfolgen.
Aktiviert man den TV-Betrieb, wird zunächst ein WAP-Portal geladen, über das man den gewünschten Sender wählt – eine etwas umständliche und vergleichsweise langwierige Prozedur, die offenbar bei jedem Anbieter (uns lagen Geräte von T-Mobile und Vodafone vor) gleich ist. Obwohl DVB-H ebenso wie das Konkurrenzformat DMB als Broadcast gesendet wird, ist man für den TV-Empfang daher auf eine SIM-Karte des Mobilfunkanbieters angewiesen.
Dokumentationen, Nachrichtensendungen und wenig actionreiche Kost wirken auf dem Handy-Display mit 2,2 Zoll Bilddiagonale (240 × 320 Bildpunkte) gestochen scharf, ruckeln aber leicht. Spätestens bei Fußballspielen (zumal diese in 16 : 9 ausgestrahlt werden) oder Tennis fällt die magere Bildrate von rund 15 Bildern pro Sekunde störend auf. Außerdem reicht bei schnellen Bewegungen die Datenrate nicht für eine klötzchenfreie Darstellung aus, ähnliches galt schon für DMB, das ebenfalls MPEG-4 AVC (H.264) für die Videokodierung einsetzt. Die Audioqualität ist gut und etwa mit der von DMB vergleichbar – deutlich besser als zum Beispiel bei Vodafones UMTS-basiertem Streaming-Angebot.
Die Umschaltzeit zwischen den TV-Sendern beträgt mit anderen DVB-Verfahren vergleichbare drei bis vier Sekunden; knapp eine Sekunde vorher ist bereits der Ton zu hören. Mitunter verlor der DVB-H-Empfang die Bild/Ton-Synchronität. Live-Übertragungen hinken gut 10 Sekunden hinter Analog-TV hinterher (zum Vergleich: DVB-S ist rund 2, DVB-T 4 bis 8 Sekunden gegenüber dem Live-Signal verzögert) – erschallt aus der Nachbarschaft Torjubel, hat man noch genug Zeit, sein TV-Handy auf den richtigen Kanal umzuschalten.
Das Sagem-Handy glänzte sogar mit besserem Empfang als ein an gleicher Stelle positionierter DVB-T-Empfänger. Selbst im Keller des Verlagshauses konnten wir noch Fernsehen mit dem Handy empfangen, auch wenn mitunter ein grüner Klotz und Standbilder mangelnde Empfangsqualität signalisierten. Begab man sich wieder in ein Gebiet mit ausreichendem Signalpegel, nahm das Handy den TV-Empfang nahtlos wieder auf.
Qualitativ liefern sich DMB und DVB-H ein Kopf-an-Kopf-Rennen. DVB-H bietet zwar eine größere Programmauswahl als DMB, dafür stehen für DMB bereits bundesweit Frequenzen zur Verfügung, während das für DVB-H geeignete Spektrum in einigen Bundesländern noch blockiert ist. DVB-H soll daher erst 2007 kommerziell an den Start gehen.
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